Diese einfachen Holzanhänger haben wir mit unseren Kindergruppen vor Weihnachten gebastelt. Es ist einfach und dauert nicht lange. Außerdem lieben wir es Naturmaterialien zu bemalen. Wenn es vorher noch Holz abzuschleifen gibt, sind alle restlos happy.
Man benötigt:
eine Holzscheibe
Schleifpapier
Farbe
Handbohrer
Band
Bommel, Perle, Knopf o.ä.
Zuerst die Holzscheibe glatt schleifen. Liebste Beschäftigung hier. Wirklich. Kein Scherz. Die Kinder bearbeiten sehr gerne das Holz, das sich danach soo schön glatt und weich anfühlt.
Dann mit dem Bohrer ein Loch für die Aufhängung (das Band) bohren. Schließlich nur noch rot und weiß anmalen. Wir haben nach dem trocknen die Augen mit Edding gemalt und mit der Heißklebepistole einen Bommel oder eine Perle als Nase drauf geklebt.
Fertig ist ein schönes Weihnachtsgeschenk für drinnen oder draußen
Da unsere Scheiben recht groß sind, kann ich mir auch vorstellen sie im Garten aufzuhängen. Dafür benutze ich immer einen Sprühlack um die Farbe zu fixieren.
Heute drehte sich bei uns in der Jahreszeitenwerkstatt alles um das Thema Igel. Nachdem wir uns mit einer Geschichte aus dem Buch Kinder lernen Tiere aus Feld und Wiese kennen * eingestimmt haben, ging es an’s Igel selber bauen. Ich habe mit Kindergruppen auch schon Igel aus Ton gemacht, aber diese gehämmerten Igel aus Holz und Nägeln gefallen mir noch besser – eine echte Jungs-Bastelei.
Und so geht’s
Zuerst wurden die passend zu Recht gesägten Holzstücke abgeschliffen. Schleifen steht bei unseren Kindern ganz hoch im Kurs. Es ist einfach und das Holz fühlt sich danach so schön an.
Danach wurde los gehämmert. Die Kinder konnten beliebig viele Nägel in das Holz schlagen. Wenn es zu viele werden, kann sich das Holz allerdings spalten.
Ganz schön laut, wenn so viele Kinder gleichzeitig klopfen.
Die Gesichter konnten entweder mit Edding gemalt werden oder aber (mit einem Tropfen aus der Heißklebepistole) mit Bommeln und Wackelaugen verziert werden.
Igelhäuser
Im Anschluss haben wir unsere Igel in den Wald gebracht und ganz frei Igelhäuser gebaut. In manches wird vielleicht wirklich noch ein Igel einziehen – wer weiß das schon.
Sinne wie ein Igel
Als es dann schon dämmerte gab es noch zwei Übungen für die Sinne. Die Kinder haben sich im Kreis aufgestellt und die Augen verbunden. In der ersten Runde bekam jedes Kind etwas in die Hand und musste erfühlen, was es ist. Im zweiten Durchgang durften sie schmecken. Es gab geriebenen Apfel und geriebene Möhre. Igel können nur sehr schlecht sehen, dafür sind die anderen Sinnesorgane umso besser ausgeprägt.
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Am 3. Oktober 2019 haben wir beim Türöffner-Tag der Sendung mit der Maus mitgemacht. Die Saftpresse war bei uns und das Café hatte geöffnet. Was für ein bunter Tag.
Was ist der Maus Türöffner-Tag?
Premiere war am 10. Juli 2011 anlässlich des 40. Geburtstags der Maus. Seitdem öffnen jedes Jahr überall in Deutschland MausFans Türen, hinter denen sich etwas Interessantes verbirgt und die sonst verschlossen sind. In Fabriken, Forschungslaboren, Stadien, Bauernhöfen, Theatern, Rathäusern, Handwerksbetrieben und an vielen anderen Veranstaltungsorten können kleine und große MausFans an diesem Tag Sachgeschichten Live erleben.
https://www.wdrmaus.de/extras/tueren_auf.php5
Wie kommt der Saft aus dem Apfel?
Bei uns konnten die Kinder der Frage nachgehen, wie der Saft aus dem Apfel kommt. Denn an dem Tag waren auch die Saftjäger bei uns. Eine mobile Saftpresse stand auf dem Hof und hat nicht nur Saft für uns gepresst. Jeder konnte nach Voranmeldung Obst mitbringen und den eigenen Saft mit nach Hause nehmen.
Das ist nicht nur lecker, sondern auch wirklich spannend. Die Kinder konnten beobachten, wie die Äpfel gewaschen, zerkleinert und gepresst werden. Der frische Saft durfte direkt vor Ort probiert werden. Auch der trockene Apfelrest, der Trester, wurde getestet. Schon verrückt, so ein zermatschter Apfel ohne Saft … aber unsere Tiere freut’s.
Danach haben wir noch die Hoftiere besucht und zum Schluss eine Kleinigkeit in unserer Kinderwerkstatt gebastelt. Es waren insgesamt 30 Kinder in drei Gruppen da.
Besonders gefreut hat uns, dass viele Familien die Gelegenheit genutzt haben, um mit ihren Kindern Äpfel zu sammeln und sie dann gemeinsam bei uns pressen zu lassen. Das ist nicht nur eine schöne Familien-Aktion, es gibt zum Schluss sogar noch ein super leckeres Ergebnis. Dafür braucht es im Grunde gar keinen Türöffner-Tag 😉
Zwei Tage später stand ein schöner Artikel über die Aktion in der Glocke. Klick hier.
Unsere ersten Kuscheltiere. Bisher lebten nur Nutztiere bei uns. Mit den Kühen und Gänsen verdienen wir Geld. Die Hühner legen die Eier für die Kuchen im Cafe. Die Katzen fangen Mäuse. Der Hund wacht. Pfauen werden verkauft. Und jetzt Kaninchen. In gewisser Weise arbeiten sie auch für uns. Wir haben sie nicht nur für unsere eigenen Kinder angeschafft, sondern auch für die Kinder in der Jahreszeitenwerkstatt. Sie können sie füttern, streicheln oder ihnen z.B. einen Unterschlupf bauen.
Bloß nicht!
Es ist noch gar nicht so lange her, da war ich sehr gegen diese Kuscheltier-Streichelzoo Nummer. So ein Zirkus ist nichts für uns, dachte ich. Ich wollte nur echte Tiere und nichts extra anschaffen. Doch mittlerweile sehe ich auch einen pädagogischen Wert in den Streicheltieren. Die Kinder können zu ihnen in den Stall gehen. Sie müssen aber langsam und ruhig werden, sonst kommt kein Kaninchen zu ihnen. Das fällt vielen schwer. Wenn sie es dann aber schaffen, werden sie direkt von den Tieren belohnt und sie sind sehr stolz. Außerdem ist das streicheln und spüren eine tolle Erfahrung.
Auch wenn unsere Kaninchen nur „normal“ gezähmt sind, leisten sie bisher tolle Arbeit. Sind auch irgendwie Nutztiere.
Die große Frage nach dem WARUM?
Ja, ich weiß. Man kann jetzt fragen, warum müssen sie überhaupt einen Nutzen haben? Den habe ich vielleicht auch nicht und trotzdem gibt es mich.
Das ganze Thema rund um: warum halte ich Tiere (und natürlich wie) beschäftigt mich sehr. Als Tierarzttochter wird mir ein leicht irritierendes Verhältnis zu Tieren nachgesagt. Ich finde es aber einfach wichtig zu hinterfragen, halte ich die Tiere um meinetwillen? Weil ich es schön finde einen Hund zu haben und dann nicht mehr so alleine bin? Auch wenn ich gar keinen Platz und keine Zeit für ihn habe, zumindest nicht so wie er es bräuchte? Ich beobachte viele Menschen, die aus Tierliebe Tiere unter schlechten Bedingungen halten. Einfach nur, weil sie sie gerne in ihrer Nähe haben. Das ist schon verrückt.
Ich bin sehr gespannt, wie es mit unserer Tierhaltung auf dem Hof noch weiter gehen wird. Mal schauen, was sich noch entwickelt. In jedem Fall werde ich jetzt einen Unterschlupf für die Kaninchen bauen, in dem sie sich zurück ziehen können, wenn sie ihre Ruhe brauchen und an den kein Kind ran kommt. So können die Tiere entscheiden wie viel Nähe sie wollen.
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Es wird kalt und da ich die Kinder nicht zu früh mit Weihnachtsbasteleien belästigen will machen wir hier gerade jede Menge Vogelfutter selber. Wir haben schon die unterschiedlichsten Methoden ausprobiert und zwei davon möchte ich euch nun zeigen.
Vogelfuttergirlande
Entweder ihr nehmt Nadel und Faden oder einen Draht. Dann fädelt ihr ein paar Leckereien auf oder umwickelt sie. Wir haben dafür Rosinen, Erdnüsse und Popcorn genommen. Wenn ihr das Popcorn über dem Lagerfeuer poppt, zum Beispiel mit diesem Trick von der Deichdeern, dann macht es natürlich doppelt Spaß. Einziges Problem: Es bleibt relativ wenig für die Vögel über. Das Vogelpopcorn dafür natürlich nicht gezuckert oder gesalzen werden. Dann können die Girlanden in einem Baum aufgehängt werden.
Vogelfutter Tasse
Hierfür haben wir eine Vogelfuttermischung in eine Tasse gefüllt, ein Stöckchen rein gesteckt und alles mit flüssigem (weil erwärmtem) Kokosöl übergossen. Sobald das Öl abkühlt hält das Futter richtig gut in der Tasse.
Die Tassenvariante macht sich natürlich auch als Weihnachtsgeschenk 😉
Wer sich kein Geschirr in den Garten hängen möchte, nimmt einen Apfel. Halbieren, etwas aushöhlen, mit der gleichen Methode befüllen wie die Tasse. Das habe ich hier schon mal beschrieben.
Nach Ostern ist es wieder soweit: unsere Jahreszeitenwerkstatt hier auf dem Hof beginnt. Nach einer kleinen Pause zu Jahresbeginn, haben wir schon wieder richtig Lust.
Von April bis Dezember können Kinder ab fünf Jahren ein Mal im Monat zu uns auf den Hof kommen und mit uns arbeiten, werkeln, säen, ernten, kochen, basteln und natürlich ganz viel spielen. Wir erleben bewusst den Jahresverlauf in Landwirtschaft und freier Natur.
Im vergangenen Jahr haben wir mit diesen Gruppen angefangen und es erweist sich als das perfekte Format für uns. Dadurch, dass eine feste Kindergruppe regelmäßig kommt, lässt sich der Bauernhof wirklich intensiv für die Kinder erleben. Wir müssen nicht alle Highlights in einen Tag stecken, sondern können uns den Themen dann widmen, wenn sie dran sind. Außerdem bietet sich durch den Umfang für die Kinder viel Möglichkeit zum Mitgestalten und entdecken, zum vertiefen und ausprobieren. Das ist echtes Lernen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kinder zu einer Gruppe zusammen wachsen können, sich bei uns nach einiger Zeit gut auskennen und so Wald, Wiesen und Hof bespielen dürfen.
Als wir angefangen haben, war ich natürlich immer mehr als gut vorbereitet: ein vollgepacktes Programm mit pädagogisch-wertvollem Inhalt – natürlich. Schnell stellte sich heraus, dass die Kinder wenig Interesse an „künstlichen“ Aufgaben haben. Sie wollen richtig mithelfen. Jetzt steht halt auch mal ausmisten auf der Tagesordnung und alle sind glücklich (einschließlich der Eltern, die mir danach regelmäßig zurückmelden, dass ihre Kinder so ausgeglichen wie selten wären).
Unser Ziel ist es, die drei Stunden, die die Kinder im Monat da sind, nicht komplett zu verplanen. Es soll immer genügend Zeit für’s Freispiel bleiben. Und wenn wir alle gerade ganz gebannt bei den Hühnern sitzen, dann bleiben wir einfach da. Ich will auf keinen Fall die Kinder von einem zum nächsten treiben (das kennen viele zu gut). Unverplante Zeit, selbstversunkenes Spielen und Selbstregulation in der Gruppe sollen möglich gemacht werden. Wie die Kinder das genießen merkt man besonders beim ausgelassenen Spielen auf dem Heuboden. Hier wird wieder deutlich, wie wenig es manchmal braucht: ein Raum + ein Material = alles ist gut!
Meinem Mann und mir macht die Jahreszeitenwerkstatt richtig Spaß. So lernt man den eigenen Hof noch Mal ganz anders kennen und nimmt sich Zeit für die schönen Dinge, die es dort gibt (und macht nicht nur dass, was erledigt werden muss). Manche Schätze liegen eben direkt vor der Haustür 😉
Ich hatte die Bomben eigentlich in Blumenpralinen umbenannt, aber irgendwie hat sich das bei den Kindern nicht durchgesetzt. Egal, es geht so oder so darum Erdkugeln zu formen, die mit Blumensamen gefüllt sind. Auf diese Weise kann man die Welt und den eigenen Balkon etwas bunter und insektenfreundlicher gestalten. Sehr friedliche Bomben also 😉
Die Idee zu den Samenbomben stammt übrigens aus der „Guerilla-Gardening-Szene“, die in den 1970er Jahren entstand. Schon damals begannen die Menschen in großen Städten Samenbomben als Protest gegen Betonwüsten und Umweltverschmutzung zu werfen. Triste Innenstädte sollten heimlich verschönert werden. Man darf die Kugeln natürlich auch ganz unpolitisch in den eigenen Garten legen und mit etwas Glück (und etwas Wasser) wachsen die schönsten Blumen aus den kleinen Dingern. Man muss sie nicht eingraben und wenn es regnet auch nicht gießen 😉
Das Rezept möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.
Samenbomben selber machen
Also, man nehme:
5 Esslöffel Gartenerde
4 Esslöffel Tonpulver
1 Esslöffel Blumensamen
etwas Wasser
Die trockenen Zutaten müssen in einer Schüssel gut durchgemischt werden. Das können auch schon kleine Kinder ganz alleine (und meist machen sie es viel gewissenhafter als die Großen). Dann wird esslöffelweise Wasser hinzu gegeben. So, dass ein klebriger Teig entsteht aus dem sich gut Kugeln formen lassen. Als Tonpulver habe ich Heilerde verwendet, das hatte ich noch. Es hat damit gut funktioniert. Die Kugeln halten sehr gut zusammen. Das Matschen bringt natürlich Spaß und hat was von Frikadellen machen. Wir haben die fertigen Pralinenbomben in einen Eierkarton gelegt. Dort konnte jedes Kind seinen Namen drauf schreiben, damit es auch das eigene Werk mit nach Hause nimmt.
Man kann die Samenbomben richtig trocknen lassen, dann halten sie auch einige Zeit. Wir haben sie einfach direkt in den Garten gelegt und siehe da, es wächst schon was 🙂
P.S. Das Titelbild ist abfotografiert aus der Zeitung. Ich weiß: mega professionell! Aber als die Journalistin da war und unsere Jahreszeitenwerkstatt begleitet hat, habe ich ganz vergessen selber Bilder zu machen 🙁 Dafür hatten wir aber einen riesigen Artikel in der Lokalpresse übertitelt mit: Blumige Bombenleger mit Matsch-Händen am Werk
Nachdem hier alles gelb war, ist nun alles weiß und wir pusten ganz viel. Ich stelle immer wieder fest, dass die Pusteblumen einen so hohen Reiz auslösen – man kann einfach nicht wiederstehen. Es muss gepustet, geschüttelt oder irgendetwas mit dieser Blume gemacht werden.
Aber auch mit dem gelben Löwenzahn lässt sich einiges anstellen. Zwei Ideen stelle ich euch heute vor.
Mit den Blumen kann man ganz einfach malen. Löwenzahn zum Beispiel oder irgendetwas anderes gelbes. Dafür muss nur die Blüte über das Papier gerieben werden und es entsteht ein herrlich gelber Ton. Das können auch schon kleine Kinder gut. Ich muss allerdings dazu sagen, dass es vergängliche Kunst ist. Nach ca. einer Woche verblasst das Gelb allmählich.
Für größere Kinder ist das Löwenzahnexperiment sehr spannend. Zuerst werden Löwenzahnblüten mit einem langen Stiel gesucht und dann in ein Wasserglas gestellt. Nun ritzt man die Stiele mit einem scharfen Messer an einem Ende leicht ein und stellt sie wieder in das Glas mit Wasser. Der Stiel reißt ein und rollt sich entlang der Ritze auf. Das sieht wirklich toll aus. Die Kunstwerke können aus dem Glas genommen und bestaunt werden. Wer Lust hat, kann dann noch die Osmose erklären (kann man aber auch lassen 😉 )
Ich freue mich wie Bolle, denn nach den Osterferien geht bei uns auf dem Hof die erste Jahreszeitenwerkstatt los. Also endlich mal eine Möglichkeit für Kinder den Hof in echt unter die Lupe zu nehmen. Jetzt fragt ihr euch was um Himmels Willen eine Jahreszeitenwerkstatt sein soll? Klingt ungefähr so sperrig wie Bauernhofpädagogik, oder? Ist aber beides total spannend 😉
Im letzten Jahr habe ich die Ausbildung zur Bauernhofpädagogin gemacht und gelernt wie man Kindern den Bauernhof und die Natur wieder erfahrbar machen kann. Es ist mir (zu meiner eigenen Überraschung) zu einem echten Anliegen geworden, Kindern zu zeigen woher unser Essen kommt und mit ihnen die Kreisläufe in der Natur zu erleben. Ich gebe es zu, ich halte das kaum aus, wenn ich merke, dass sie überlegen auf welchem Baum wohl die Kartoffel wächst oder welches Tier die H-Milch gibt. Da muss ich etwas machen 🙂
Und bevor ich vor Ideen platze und weil so ein Bauernhof mit viel Feld, Wald und Wiese drum herum der ideale Ort ist um die Natur zu entdecken, starte ich die Jahreszeitenwerkstatt. Das heißt, dass eine feste Kindergruppe ein Mal im Monat zu uns kommt und den Bauernhof in der jeweiligen Jahreszeit ganz bewusst miterlebt. Wir werden die Tiere versorgen, uns mit den Pflanzen beschäftigen, basteln, bauen, kochen und natürlich ganz viel Spielen.
Mit allen Sinnen stürzen wir uns in das Abenteuer Heimat!
Im vergangenen Jahr habe ich die Ausbildung zur Bauernhofpädagogin gemacht. Genauer, zur Bauernhoferlebnispädagogin. Ein Wahnsinnswort, das für mich eine wirklich intensive und lehrreiche Zeit beschreibt. Besonders viel lernen durfte ich dabei von Christine Hamester-Koch. Eine tolle Frau, die das Talent hat, andere tolle Frauen um sich zu sammeln. (Ja, ein paar Männer sind manchmal auch dabei.) Anfang Januar hat sie gleich 70 spannende Menschen aus ganz Deutschland und Luxemburg auf ihren Ellernhof eingeladen. Die Szene der Bauernhofpädagogen traf sich.
Pädagogik auf dem Bauernhof?
Nein, wir bringen den Schweinen nicht das Lesen bei und erziehen auch keine Esel. Bauernhofpädagogen machen Kindern und Erwachsenen die Landwirtschaft erfahrbar. Tiere und Natur dürfen mit ihrer Hilfe (wieder)entdeckt werden. Wie unglaublich vielfältig bauernhofpädagogische Angebote dabei sein können, ist mir an diesem Wochenende auf dem Ellernhof mal wieder klar geworden.
Auf vielen Höfen ist es möglich den Kindergeburtstag auszurichten oder das Kinder einen Jahreszeitenkurs besuchen, d.h. dass sich eine feste Kindergruppe ein Mal im Monat trifft, um den Hof und die Natur an dem Tag bewusst erleben zu dürfen. In den verschiedensten Angebotsformaten werden Geschichten auf dem Heuboden gelesen, am Lagerfeuer gekocht, kreatives aus Naturmaterialien gebastelt oder die Hoftiere versorgt, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Andere begrüßen besonders alte Menschen und Demenzerkrankte bei sich und laden sie zu einer Erinnerungsreise anhand von Gerüchen und alten Gegenständen, die sie sehen und fühlen können, ein.
Viele Landwirte haben neben den allgemeinen Angeboten noch spezielle Themen für sich entdeckt. Manche haben besondere Tiere, Alpakas zum Beispiel. Carl und Dörte Rusch brachten gleich welche mit, um zu verdeutlichen, wie sie mit ihnen arbeiten und wie diese unglaublichen Tiere als Seelenöffner wirken können.
Birgit Erichsen spricht gerne Platt und ist der Meinung, dass Plattdeutsch und Bauernhof einfach zusammen gehören. Während sie in den Kursen auf ihrem Hof mit den Kindern Kerzen gestaltet spricht sie ausschließlich so, wie sie es am liebsten mag und führt die Teilnehmenden somit ins Kreative und die Sprache ein. Learning by doing.
Melanie Göppert hat ihre Leidenschaft für Naturseifen entdeckt. Im Schwarzwald auf dem Biohof der Familie siedet sie mit Gruppen Seifen. „Dank“ der zahlreichen Allergien läuft auch ihr online-shop wie verrückt.
Das es nicht immer einen Hof braucht, um bauernhofpädagogisch zu arbeiten, zeigt uns Selina Wild. Sie fährt mit ihrer kleinen Hühnerschule in Kindergärten, Grundschulen und ist für Veranstaltungen buchbar. Anhand von aufgebauten Stationen und den mitgebrachten Hühnern zeigt sie, wo die Eier und das Fleisch her kommen.
Daniel Diehl lebt und arbeitet mitten in Berlin. Mit seinem Konzept Boden begreifen hat er schon Schüler und Schülerinnen aus über 40 Berliner Schulen raus auf den Acker gelockt. Begeistert und mit erdigen Händen sprach er davon wie viel Leben in einer Hand voll Boden ist. Er lies uns in der Erde wühlen, Regenwürmer zählen und machte anschaulich, wie viel CO2 im Boden steckt.
Menschen in das verliebt machen, was sie noch nicht kennen
Noch viel länger ist die Liste, der Leute, die ihre tollen Projekte vorgestellt haben. Besonders besonders an ihnen ist, dass sie das tun, was sie gut können und was ihnen ein echtes Anliegen ist. Sie lieben die Landwirtschaft – trotz allem. Sie jammern nicht, sondern möchten ihren Hof mit Leben füllen, Menschen an ihrer Arbeit und ihrem Wissen teilhaben lassen und begeistern. Natürlich geht es auch um alternative Einkommensquellen, den Wandel, der sich in der Landwirtschaft vollzieht zu gestalten und die Dinge neu in die Hand zu nehmen. Das erfordert nicht nur Mut, sondern manchmal braucht es auch den Austausch und die gegenseitige Unterstützung, die ein solches Treffen und vor allem auch Christine Hamester-Koch bieten. Sie ist die Frau, die Menschen verliebt macht, in das was sie noch nicht kennen und wirkt dadurch unglaublich inspirierend und motivierend. Sie nimmt die Herausforderungen so an, wie sie ihr begegnen und hat mittlerweile ihre Ideen aus der Bauernhofpädagogik in den Business Bereich hineingehoben. Auf ihrem Ellernhof (Fotot unten) leitet sie die Akademie für Natur und Business. Unter dem Motto natürlich, einfach, echt macht sie diesen wunderbaren Ort erlebbar. Ganze Abteilungen aus großen Firmen kommen in das außergewöhnliche Tagungshotel. Sie nutzen die Natur als Tagungsraum und freuen sich, wenn sie mal wieder gemeinsam am Tisch sitzen dürfen und sagen könne: Bitte reichen sie mir die Butter.
Schatzkiste Landwirtschaft
Und darum geht’s: zu erkennen, wo die eigenen Schätze liegen. Aus einer Bodenständigkeit heraus neue Horizonte zu eröffnen und die eigene Idee groß zu machen. Es braucht nicht viel: eine Hand voll Boden, ein Huhn oder eine gute Geschichte. Den Rest schaffen die Menschen, die den Schatz entdeckt haben.