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Bauernhof entdecken

Gärtner der Lippeauen
Au(g)enblick mal !

Die Gärtner der Lippeauen

Von Auerochsen und Wildpferden

Teil III der Blogreihe Au(g)enblick mal !  Was bisher geschah lest ihr hier und hier.

Gärtner

Wir sind nun in der reanturierten Lippe angekommen. Besser gesagt, in ihren Auen. Und hier arbeiten ganz besondere Gärtner.

Auerochsen und Wildpferde als Gärtner

Auerochsen und Wildpferde sorgen dafür, dass die wilden Weiden nicht überall verbuschen oder Bäume groß werden, dass es eben Weiden bleiben. Sie gestalten zusammen mit dem Wasser und den Pflanzen die Landschaft. Stellen, die von den Tieren immer wieder aufgesucht werden, bleiben kurz. In anderen Bereichen wachsen Dornsträucher, in deren Schutz junge Bäume aufwachsen können. So entsteht eine naturnahe Mosaiklandschaft.

Auerochse
Unsere Tochter sagt immer: Die haben gar kein Aua, die heißen nur so.

Eigentlich heißen sie noch nicht ein Mal so. Die Auerochsen sind nämlich ausgestorben. Vor mehr als 90 Jahren begannen jedoch die Brüder und Zoodirektoren Heinz und Lutz Heck mit dem Versuch diese Rasse „wiederherzustellen“. Aber der Zug ist natürlich abgefahren. Ausgestorben ist ausgestorben. Trotzdem kreuzten sie unermüdlich verschiedene Rinder und so entstand eine Rasse, die ihren Urahnen zumindest ähnelt. Die Heckrinder.
(Wenn ich diese Geschichte den Gästen in unserem Café erzähle sind viele besonders beeindruckt von der Tatsache, dass BEIDE Brüder Zoodirektoren waren. Hä?)

Konikpferde
Die Wildpferde nennen sich Konikpferde. Sie sind die letzten Nachfahren der europäischen Wildpferde, der Tarpane.
Die Tiere machen nicht nur einen guten Job, sondern sind auch noch nett anzusehen.
Wer sie beobachten möchte, kann das auf zahlreichen Aussichtstürmen oder extra angelegten Hügeln an der Lippe entlang. Eine Übersicht über alle Aussichtspunkte findet ihr hier.
Wer lieber sitzen bleiben möchte klickt hier und schaut sich den Film an.

Interview mit Landmama Anja
Menschen

Moderne Bäuerin, Landmama und noch vieles mehr

Interview mit Landmama Anja. Mutter von drei Kindern, Managerin, Köchin, Organisatorin, Pädagogin, Bäuerin. Und was sie sonst noch so macht, lest ihr hier:

 

Du hast studiert (nicht Landwirtschaft) und die halbe Welt bereist. Nun lebst du in einem kleinen Dorf bei Paderborn aufm Hoff – so richtig! Mit vielen Tieren, Obst- und Gemüseanbau, solidarischer Landwirtschaft, Bauernhoferlebnispädagogik, Hofladen und und und (Die Hofpage findet ihr hier).

 

  • Wie gefällt dir das Landleben?

Gut, aber eigentlich merke ich das immer nur dann, wenn ich bei anderen Leuten in der Stadt zu Besuch bin. Wenn ich zuhause bin, nervt es mich manchmal.

 

  • Siehst du dich als Bäuerin?

Für mich waren Bäuerinnen immer die mit Kittelschürze und Kopftuch. So bin ich natürlich nicht. Einmal hat ein Kind, dass auf unserem Hof war und meinen Namen vergessen hatte, gesagt: Frau Bäuerin, ich hab da mal ne Frage. Ja, wahrscheinlich bin ich auch ein bisschen zur Bäuerin geworden. Ich mache halt eher PR und Büroarbeit, aber das gehört eben auch dazu.

 

  • Wie sieht dein Alltag aus?

Jeden Tag anders. Aber in der Regel stehen wir etwa um sieben Uhr auf (wir haben ja zum Glück keine Milchkühe, die gemolken werden müssen). Die Kinder gehen um halb acht in den Kindergarten und dann ist es sehr unterschiedlich. Ich versuche am Wochenende den Essensplan für die ganze Woche zu machen und gucke wer wann da ist an Mitarbeitern und Freiwilligen. Zum Mittagessen sind wir immer 8-9 Personen. Montags kaufe ich dann schon möglichst viel ein.
Morgens versuche ich erst immer das gröbste an Unordnung zu beseitigen, was sich den Tag über mit drei Kindern angesammelt hat. Wenn die Kleinste dann schläft, versuche ich so viel Büroarbeit wie möglich zu machen. Denn am Nachmittag, wenn die Kinder aus dem Kindergarten kommen, sind wir einfach ganz viel draußen. Ich versuche so weit es geht am Nachmittag auf dem Hof mitzuhelfen. Die Naturpädagogik ist ja meins. Da mache ich allerdings momentan vor allem die Organisation und das Konzeptionelle und natürlich die Betreuung der Mitarbeiter. Beim Jahreszeitenkurs, den wir in diesem Jahr begonnen haben, mache ich aber auch mit.
Insgesamt bin ich wohl für das drum herum zuständig. Telefon, Büroarbeit, Mails beantworten, Kinderbetreuen, einkaufen gehen, kochen, …

 

  • Was machst du davon am liebsten und was magst du gar nicht?

Das ist unterschiedlich. Ich mache total gerne die Bildungsarbeit und auch die Öffentlichkeitsarbeit. Eigentlich würde ich auch gerne bloggen, aber dafür fehlt mir die Zeit. Ich fuchse mich außerdem in die Buchhaltung ein. So Finanzgeschichten finde ich gar nicht so langweilig, wie ich immer dachte. Früher habe ich mehr richtig mitgeholfen auf dem Hof. Das fehlt mir so ein bisschen. Aber das ist halt total schwierig mit Kindern. Da kann man nicht auf Dächer klettern. Steckdosen anschrauben in der Wohnung mache ich wohl noch, aber ansonsten wird’s schwierig. Ich bin lange keinen Trecker gefahren. Das ist schade. Ich würde da auch gerne noch mehr lernen. Aber ich verschiebe das einfach. Das kann ja auch noch kommen.
Schwierig finde ich, dass es keine Pausen gibt. Mein Mann ist halt ein absoluter Workaholic. Der hat Energie von hier bis Castrop-Rauxel. Und ich hätte halt gerne auch mal eine Auszeit. Im Sommer ist es besonders schwer, denn da arbeitet er immer so lange es hell ist. Ich würde auch gerne mal wieder weg fahren oder einen Ausflug um des Ausflug willen machen und nicht, um sich irgendwo einen Schlepper anzugucken.

Der Sonntag unterscheidet sich oft nur dadurch von den Werktagen, dass dann eine saubere Arbeitshose angezogen wird.

  • Wie sehr sehnst du dich nach städtischer Anonymität?

Wir stehen halt sehr unter Beobachtung. Wir sind die Biobauern mitten im Dorf. Zu so einem Hofleben, wie wir das führen hat jeder eine Meinung. Nicht, dass wir uns sehr danach richten, was die Leute sagen, aber es strengt manchmal schon an.

 

  • Mal grob über den Daumen geschätzt: Wie viele Menschen erziehen/ betreuen deine Kinder mit?

Meine Schwiegereltern, mein Schwager und Inge, eine Freundin, die mit auf dem Hof lebt. Das sind schon mal vier Leute, die die Kinder ständig sehen und wo sie sagen: Mama, du bist blöd. Ich geh jetzt zu Inge. Oder: Dann esse ich halt bei Oma – Schokolade. Dann haben wir halt noch Mitarbeiter und viele Freiwillige (Wwoofer). Die Freiwilligen kommen aus aller Welt und arbeiten bei uns. Insgesamt sind es bestimmt fünf bis zehn Personen, die die Kinder mit betreuen. Dabei ist es mir schon wichtig, dass die Kinder wissen wer Mama und Papa sind (und wer das letzte Wort hat). Ich will jetzt nicht so kommune mäßig leben, wo alle gleich sind.

Interview Landmama Anja

Hier noch Landmama von zwei Kindern.

  • Was können Kinder auf eurem Hof entdecken?

Hühner, Enten, Pferde, Schafe, Katzen und Rinder. Und neuerdings, durch die Solidarische Landwirtschaft, auch einen Folientunnel und Gemüse. Das ist auch spanend was da so wächst. Eine Obstwiese mit vielen Obstbäumen. Einen Heuboden. Natürlich Trecker und alles mögliche an Gerätschaften. Seit einiger Zeit schicken wir die Eltern bei Kindergeburtstagen nach Hause. Wir feiern nur noch ohne Elternbegleitung. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Eltern den Kindern häufig Dinge abnehmen. Die meinen das ja nicht böse. Aber wenn die Leiter sehr steil ist und das Kind sich nicht zutraut dort hochzuklettern – schwups, ist es hoch getragen. Ihm die Zeit zu geben, es doch mal zu versuchen, ist dann nicht möglich. Neulich hatten wir eine Kindergartengruppe da, die die Kühe nicht füttern durften, weil in dem Zaun Strom war. Aber wenn man mit dem Grashalm an den Zaun kommt, dann ist das eben auch eine Erfahrung, dass das so pitzelt. Da fällt niemand tot um. Aber dadurch, dass die meisten Erwachsenen selber keinen Kontakt zur Landwirtschaft haben, gibt es da Ängste, die ich nicht teilen kann. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann mussten wir um sechs Uhr zuhause sein, weil es dann Essen gab. Bis dahin sind wir ohne Aufsicht durch Wald und Wiese. Das gibt es heute nicht mehr. Ich möchte, dass unser Hof ein Ort ist, auf dem Kinder ohne elterliche Aufsicht (nicht ganz ohne Aufsicht) Abenteuer erleben können. Das sie Sachen ausprobieren können und dann fällt man mal volle Kanne in die Matsche.

 

  • Du bist eine echte Landmama (von drei Kindern), welche Vor- und Nachteile siehst du für deine Kinder darin, dass sie auf einem Bauernhof aufwachsen?

Mein Mann sagt immer, dass er es gehasst hat auf dem Trecker zu sitzen, wenn alle anderen am Baggersee lagen. Im Moment sind sie noch klein, da können sie laufen und sich schmutzig machen – ich glaube, dass ist ein großer Spaß. Ein bisschen Angst habe ich vor Hänseleien, wenn sie groß sind (nach dem Motto, du Bauerntrampel und so). Gerade kommen alle gerne zu uns. Bei uns ist was los, da gibt es was zu tun, es gibt Tiere. Das finden alle gut. Manchmal mache ich mir sorgen, weil ich so wenig Zeit habe. Die Kinder laufen halt mit. Das ist einerseits gut, weil sie den Alltag mitbekommen, aber manchmal müsste ich mir mehr gezielt Freiräume schaffen, um mit den Kindern zu basteln oder zu malen. Das mache ich zwar auch, aber wahrscheinlich machen andere das noch häufiger. Auch nehme ich mit ihnen nicht an irgendwelchen Kursen teil – Musik oder turnen oder so. Theoretisch bietet der Hof genug Programm für sie, aber vielleicht fehlt ihnen das irgendwann. Wir kommen hier halt nicht oft weg.

 

  • Was ist dir wichtig an deine Kinder weiterzugeben?

Das ist schwierig. Die gucken sich eh alles von mir ab. Also muss ich authentisch sein und dass ich nicht perfekt bin, sollen sie auch wissen. Ich hätte gerne glückliche, zufriedene Kinder. Egal, was sie mal machen. Ich weiß gar nicht, wie ich das weitergeben soll oder vermitteln kann. Klar ist bei uns Nachhaltigkeit ein großes Thema, da sprechen wir oft drüber. Außerdem bekommen sie viele unterschiedliche Leute mit und ich möchte gerne offene Kinder haben, die vorurteilsfrei durch die Welt marschieren. Das ist ein riesen Vorteil unseres bunten Hoflebens.

Die Welt, die wir den Kindern hinterlassen, hängt sehr stark davon ab, was für Kinder wir der Welt hinterlassen.

Hochwasser Lippe
Au(g)enblick mal !

Rolle rückwärts: Renaturierung

Endlich geht es weiter in der Reihe „Au(g)enblick mal!“.

Nun kommt die versprochene Rolle Rückwärts in die Gegenwart. Hier konntet ihr lesen, was in der Vergangenheit alles mit der Lippe gemacht wurde; wer, warum und wieso. Wer nicht lesen will, kann es jetzt auch hören. Au(g)enblick mal! Teil I als Audio:


Nun, im zweiten Teil, sind wir im Heute angekommen. Naja, nicht ganz. Genauer gesagt im Sommer 1996. Da war nämlich der Baubeginn der Renaturierung bei uns vor der Haustür, das heißt in der Klostermersch bei Lippstadt-Benninghausen. Hier startete das Pilotprojekt in NRW für Auenrenaturierung.
Bevor die Bagger kamen, musste das Land jedoch erst mal die Flächen an der Lippe zurück kaufen. Dann stellte sich die Frage, wie der ursprüngliche Zustand denn aussieht, in den man den Fluss zurück versetzten will. Selbst ältere Karten zeigten das nicht, denn so lange verändern die Menschen schon den Lauf. Fest stand, dass die normierte Lippe, mit fast überall gleichen Breiten, Tiefen und Ufern verändert werden soll. Der Fluss soll sich wieder selber seinen Weg durch die Landschaft suchen können und vielseitiger werden in seiner Gestaltung.
Hier bei uns war die Lippe 13m breit und 1-4m tief. Das Flussbett war im Vergleich zu 1885 um mindestens 2m eingetieft. Als Ziel setzte man sich nun eine Breite des Flussbettes von 45m und eine Anhebung der Sohle um rund 2m.

Wie schafft man das? Natürlich im Rückwärtsgang:

  • Uferbefestigung beseitigen
    • (Bis in die 70er Jahre hinein, wurde die Lippe sukzessive befestigt, erst mit Geflecht aus Weidenzweigen, später dann mit Steinschüttungen auf Kuststoffplanen.)
  • Verbreiterungsgraben buddeln, der eine Sohle hat, die 2m höher war als die der Lippe.
    • Der Mitteldamm wurde später abgetragen, der Sand wurde in das alte Lippebett gefüllt bis die passende Höhe erreicht wurde. (An einigen Stellen blieben Teile des Mitteldamms als Inseln stehen.)
  • Mehrere Bäume (ausgewachsene Pappeln und Ahörner) wurden in den Fluss gelegt, als Ersatz für natürlich umgestürzte Bäume.

Auch in den Auen wurde einiges verändert:

  • Man legte zahlreiche Blänke, Flutrinnen, Tümpel und Stillgewässer an.
  • Der Steinbach wurde aus dem Rohr ans Licht befördert und geschlängelt.

Nun ist der Fluss wieder im Fluss. Er kann sich entwickeln und verändern. Manchmal brechen Ufer ab oder an einigen Stellen bilden sich Sandablagerungen, die das Flussbett verengen. Das Flussbett ist vielschichtig und ganz unterschiedlich tief.

Fluss Lippe

 

Hochwasser ist jetzt möglich und gewünscht. In der Aue steht ca. 30 Tage im Jahr Wasser.

Hochwasser

 

Das ging natürlich nicht alles von heute auf morgen, aber nach gut 20 Jahren kann man die Früchte ernten und erkennen, wie gut diese Renaturierungsmaßnahme war und ist. Die Pflanzenwelt in und am Wasser kann sich ganz anders entfalten. Dadurch haben sich viele Tiere wieder angesiedelt, die ganz oder zum Teil verschwunden waren. Der Storch zum Beispiel. Es wurden aber auch bewusst Tiere in den Lippeauen angesiedelt: Auerochsen und Wildpferde, die für die ganzjährige Beweidung der Flächen zuständig sind. Zu diesen imposanten Tieren lest ihr dann beim nächsten Mal mehr.

Wochenende in Bildern

Wochenende in Bildern

Heute mache ich mal mit bei der Aktion Wochenende in Bildern von geborgen wachsen.

Einfach, weil dieses Wochenende voll war mit schönen Bildern∗.

 

mit Papa im Wald

Am Samstag haben wir begonnen eine kleine Bude bei uns im Wald zu bauen.

mit Papa im Wald EssenspauseDraußen Essen ist eh immer am besten.

mit Papa im wald HüttenbauDas Dach ist drauf!

Bude bauen im Wald

Schon jetzt kann man dort sehr gut spielen.

 

Trecker fahren im Anhänger

Am Sonntag ging es dann mit dem Trecker quer durch die Wiesen zum Zaun nachbessern.

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Wobei die Frauen sich weniger dem Zaun gewidmet haben …

Kind am FlussNeue Lieblingsplätze wurden entdeckt.

Kind im Wald

Und irgendwann sind wir dann mit dem Trecker wieder zurück gefahren.

Trecker fahren

∗Es sind leider alles nur Handybilder. Die Treckerfahrt, Wald und Wasser hätte die Kamera nicht überstanden.
Bauernhofpädagogik

Landwirtschaftliche Früherziehung

Der Kindergarten auf dem Bauernhof.

Neulich war ich mit dem Kindergarten unserer Tochter auf einem Bauernhof – landwirtschaftliche Früherziehung war angesagt. Einen ganzen Vormittag lang hat sich die nette Landwirts-Familie Zeit genommen und den Kindern in Gruppen den Betrieb gezeigt. Einen konventionellen Milchviehbetrieb. Schweine gab es auch. Und natürlich einen dauerkleffenden Hofhund. Klar, bei so vielen Kindern.
Neben Kälbchen streicheln, am Bullen vorbei schleichen und auf den Milchtank klopfen, durften die Kinder auch noch ausgelassen im Stroh spielen. Als ich meine Tochter auf dem Rückweg fragte, was sie am besten fand, hat sie natürlich gesagt: Das Spielen am Schluss! Verständlich.

landwirtschaftliche Früherziehung Kindergarten Bauernhof

landwirtschaftliche Früherziehung Kindergarten Bauernhof

landwirtschaftliche Früherziehung Kindergarten Bauernhof

Man kann sich jetzt auch fragen, ob dreijährige nun eine Melkanlage besichtigen müssen und ob sie überhaupt irgendetwas davon kapieren, was da passiert. Sicher können sie noch nicht alles einordnen, aber ich finde es in jedem Fall gut, dass sie schon mal mitbekommen, dass die Milch nicht auf Bäumen wächst, sondern irgendwie aus der Kuh kommt. Vielleicht erinnern sie sich später noch daran, dass es auf dem Hof auch Kälbchen gab und kommen somit zu der unglaublichen Schlussfolgerung, dass Kühe regelmäßig ein Kälbchen bekommen müssen damit sie auch Milch geben können. (Das ist vielen Erwachsenen nämlich nicht klar.)

 

landwirtschaftliche Früherziehung Kindergarten Bauernhof

Außerdem durften sie sogar die frisch gemolkene Milch probieren und sie hat allen Kindern super geschmeckt. Ich war ehrlich gesagt heil froh, dass kein Kind nach laktosefreiem Sojakakao ohne Zucker gerufen hat. Kommen eben alle vom Land – da merkt man es dann wieder.
Schön, dass sich manche Landwirte so viel Zeit nehmen und für ein bisschen Selbstgebasteltes das Ganze Gewusel antun. Aber, wie sagte der alte Bauer zu mir: Ich habe gern Leben auf dem Hof !  ….   aber Erzieherin muss ein harter Job sein.

Dem kann ich nichts hinzufügen 😉

 

landwirtschaftliche Früherziehung Kindergarten Bauernhof

landwirtschaftliche Früherziehung Kindergarten Bauernhof

 

 

 

Tiere

Schwalbenfreunde

Von Schwalben, Wettervorhersagen und Kacke

Heute haben wir eine Regenpause genutzt, um die Nester unserer Schwalben zu suchen.

Wir sind ja schließlich Schwalbenfreunde und die NABU will es ganz genau wissen. Also haben wir gezählt.

Schwalben

 

Lassen sogar extra ein Fenster auf, damit die Tierchen auch rein können.

Schwalbenfenster

Wir sind auf 32 Stück gekommen, aber wahrscheinlich sind es mehr Nester. In diesem Jahr wurden bei weitem nicht alle Nester belegt. Wir wissen auch nicht warum es so wenige sind.

Insgesamt wird es wohl immer schwieriger für die Schwalben Nistmöglichkeiten zu finden. Es gibt weniger Ställe und in den neuen mega-hygienischen Mastanlagen passen Untermieter nicht ins Konzept.

Wir hingegen freuen uns ja immer über Artenvielfalt und mit der Kacke muss man halt Leben können …

… wobei es schon beeindruckend ist, was die daraus alles machen können 😉

Schwalbennest

Als uns heute die Schwalben (es sind übrigens Rauchschwalben) so um den Kopf gezischt sind, konnten wir leider nicht erkennen, ob sie nun besonders tief oder hoch fliegen. Trotzdem denke ich beim Anblick von Schwalben immer an den Spruch: Die Schwalben fliegen tief – gibt schlecht‘ Wetter. Das ist wohl die westfälische kurz-Variante. Etwas schöner klingt es dann so:

„Wenn die Schwalben hoch am Himmel kreisen,

sie weiter auf schönes Wetter hinweisen,

doch fliegen sie am Boden tief,

dann hängt der Wettersegen schief.“

Hat was mit der Thermik und den Futterinsekten zu tun. Bei sonnigem Hochdruckwetter gelangen die Futterinsekten der Schwalben in höhere Luftschichten und die Schwalben folgen. Bei sich abzeichnender Wetterverschlechterung, also aufkommendem Regen und Wind, halten sich die Futterinsekten mangels Thermik in Bodennähe auf.

Wer sich mehr für Wettervorhersagen von Natur und Tier interessiert, kann das hier nachlesen 100 Bauernregeln, die wirklich stimmen 😉

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Weil ich momentan nicht so zum Schreiben komme, wie ich es gerne möchte, mache ich mal wieder bei 12 von 12 mit (d.h. am 12. eines Monats 12 Bilder vom Tag posten) – besser als nix!

 

Dass ich es nicht bis an den Computer schaffe, hing unter anderem damit zusammen:

Brauchtumspflege oder so.

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Und krankes Kind. Der Tag fing damit an, womit er gestern aufgehört hat (oder habe ich überhaupt aufgehört?): Eule warm machen.

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Während das Kind schläft, die Zeit nutzen, die Bewerbung um die Auszeichnung „Schwalbenfreundliches Haus“ bei der NABU auszufüllen. Und festzustellen, dass die die Anzahl der Schwalbennester wissen wollen – ach, du meine Güte.

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Die kleinen Wichtel auspacken, die ich bestellt habe. Eigentlich um für sie draußen im Wald Wichtelhäuser zu bauen (darüber werde ich auf jeden Fall schreiben). Das muss warten. Als Deko machen sie sich aber auch.

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Werbung bzw. Pressemitteilungen für die Wildkräuterführung am 12. Juni bei uns verschicken.

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Kaffeepause mit der Flow. Eine super Zeitschrift. Ein Mal aufgeschlagen und einen schönen Artikel übers Blumenpressen gelesen. Kurz über die Anschaffung einer richtigen Blumenpresse nachgedacht. Wieder verworfen. Die alten Lexika hätten sonst gar keine Daseinsberechtigung mehr.

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Blumen für die Gästegruppe am Nachmittag aufstellen.

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Kaffee Kochen für eben diese Gäste – fairen natürlich. Können wir nur empfehlen Tatico.

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Endlich mal rauskommen und die Apfelblüte bestaunen.

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Wieder beim kranken Kind hocken und dieses unglaublich kitschige Kuscheltier bestaunen. Allerdings gibt es zu dem Einhorn (das sie natürlich über alles liebt) eine wunderbare Geschichte und die geht so:

Das Einhorn ist von Muhammad, einem syrischen Flüchtling und liebgewonnenen neuen Nachbar von uns. Wir haben ihn zum Essen eingeladen. Es gab Spargel. Ich dachte, mal so was typisch deutsches für diese Zeit. Habe natürlich bedacht neben dem Schweinefleisch auch Hähnchen zu machen und das auf keinen Fall irgendwo Alkohol enthalten ist. So weit so gut. Es hat ihm auch geschmeckt. Nur mit dem Spargel auf der Gabel musste er ganz schon kämpfen. Und was sagt er dazu: Ich esse normalerweise nicht mit Messer und Gabel. Ich: Hä? Er: Sondern mit Brot. Ich: Hä? Also wurden wir jetzt zum Essen eingeladen. Typisch syrisch, ohne Besteck – ich bin gespannt, wie wir uns anstellen.

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Abends lese ich dann weiter in der Pfau (so wie hier) und

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lasse mich voll laufen 😉

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Tiere

Pfau Hansi und andere (nicht nur Pfauen)

Von Pfauen, Hindus und einen fiesen Fuchs

Vor Kurzem ist unser Hansi gestorben. Er war älter als ich – also irgendetwas über 30. Ich weiß gar nicht, ob das normal ist für Pfauen Hähne, mir kam es jedenfalls steinalt vor. Jetzt müssen wir uns um einen neuen Hahn bemühen, damit wir weiterhin jedes Jahr Nachwuchs bekommen. Das hat bei Hansi nämlich noch bis zum Schluss geklappt. Seine Frau hat einmal im Jahr ca. 5-7 Eier gelegt. Mit dem brüten hatte sie es dann manchmal nicht so. Ist ja auch langweilig, deshalb hat das dann meist ein Huhn übernommen. Auf so einem Hof hilft halt jeder jedem. Wenn die Jungen dann geschlüpft sind, war die Glucke natürlich die Mutter und hat somit auch nach der Brüterei ihre Aufgabe pflichtbewusst erfüllt. Hühner eben, die sind einfach nett (siehe hier).

Pfauen Hühner
Über ebay-Kleinanzeigen (ja darüber verkaufen wir alles, vom Rind bis zum Fahrrad) bieten wir die Jungen nach 6-7 Monaten an. Und ich muss sagen, bei allem was wir dort schon verkauft haben, werden Pfauen stets von den interessantesten Leuten gekauft. Ich freue mich ja immer, wenn spannende Personen zu uns auf den Hof kommen. Wir kommen ja selber nicht mehr so viel rum (leider!). Der definitiv exotischste Pfauenverkauf fand in diesem Jahr statt. Da kam Priester Paskaran vom Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel in Hamm mit Herrn L. (wir dachten erst er ist nur der Tempel Hausmeister, aber wahrscheinlich ist er einfach ein sehr hilfsbereiter Nachbar) und kauften ein Pfauen Pärchen.

Pfau

Dieser Tempel steht gar nicht weit von uns und ist der zweitgrößte hinduistische Tempel in Europa. Vom vorbeifahren kannte ich ihn schon. Er sieht wirklich imposant aus. Schon lange wollte ich gerne mal dort hin fahren, aber wie das immer so ist …

Als irgendwann das Telefon klingelte und Herr L. anrief, hab ich mich natürlich total gefreut. Erst einmal brauchte er Pfauenberatung (nicht, dass ich Ahnung habe, aber wenn man bei uns anruft, hat man halt mich am Telefon), denn die Tempel Gemeinde musste die Voliere noch bauen und man wollte natürlich nur das Beste für die heiligen Tiere. Die Bauarbeitet leitete Herr L. und er nahm seine Aufgabe selbstverständlich sehr genau.
Nach einigen Telefonaten war es dann soweit. Die beiden Herren (die unterschiedlicher nicht sein konnten), kamen an einem verregneten Sonntagmorgen zu uns und holten ihre Tiere ab.

Pfauen Hindu
Noch immer stehe ich in Kontakt mit dem netten „Hausmeister“ und so schickte er mir auch die Zeitungsartikel zum Pfauen-Tempel-Projekt zu. Darin konnte ich dann nicht nur lesen, dass es sich bei unseren Tieren um heilige Reittiere handelt – na, wenn wir das mal vorher gewusst hätten – sondern auch, dass die beiden jetzt Krishna und Sitha heißen. Und weil eben die Pfauen für die Hindus heilige Tiere sind, sollte es auch eine religiöse Zeremonie extra für sie geben. Auch wir waren dazu eingeladen. Das hat mein Theologen Herz natürlich sehr erfreut 🙂

Leider kam der Fuchs in der Nacht vor dem Fest. Irgendwie fand er, trotz akribischer Vorsorge, einen Weg in den Stall. Die Enttäuschung war riesengroß.
Ich hoffe Herr L. ist jetzt nicht entmutigt und baut weiter, so dass bald neue Pfauen einziehen können. Von uns können sie aktuell allerdings keine bekommen. Hier fehlt ja leider der Hahn. Also, wenn wer wen kennt, der wen kennt … immer her damit. Und wenn wir nochmal zu einer Pfauenordination eingeladen werden, berichte ich auf jeden Fall davon.

Pfau

 

Apropos Pfau: Ich lese momentan Der Pfau∗ von Isabel Bogdan.
Ich kann es wirklich empfehlen. Es ist zum Schreien komisch. Eine wunderbar subtile Komödie in bester britischer Manier. Natürlich kommt ein Pfau darin vor. Dieser greift alles an, was die Farbe Blau hat und macht somit arge Probleme.

Ein bisschen konnte ich die Problematik nachempfinden. Wir hatten mal einen Pfau, der in seinem Spiegelbild einen Rivalen gesehen hat. (Tja, sie sind halt schön und nicht intelligent.) Wenn er sich also in einer Scheibe gesehen hat, hat er diese sofort attackiert, was sie nicht gerade sauberer gemacht hat. Blöderweise spiegelte er sich auch etwas in den Grabsteinen, die auf unserem Grundstück stehen (fragt jetzt nicht, warum die Dinger da stehen, das ist eine andere Geschichte). Naja, zur Balzzeit hatten wir dann halt blutige Grabsteine im Garten …

 

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Tiere

Ostern im Stall

Oder: Unser erstes Flaschenkälbchen

Von Weihnachten im Stall habe ich ja schon gehört. Das soll es irgendwann mal gegeben haben. Erzählt man sich so. Aber Ostern im Stall …

Das hatten wir in diesem Jahr zum ersten Mal. Genau so, wie wir zum ersten Mal ein Flaschenkälbchen haben. Aber der Reihe nach.

Am Karsamstag wurde das erste Kälbchen in diesem Frühjahr geboren. Mitten in der großen Wiese, ganz ohne unsere Hilfe. So, wie das hier üblich ist. Als wir es entdeckt haben, haben wir ihm direkt Ohrmarken verpasst. Das muss man immer recht zügig machen, bevor das Kalb zu munter wird und man in der Wiese hinter ihm her rennen kann.

Ostern im Stall

Ohrmarkenzange

Ostern im Stall

Beim Ohrmarke einsetzen entnimmt man gleichzeitig eine Blutprobe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Mutter hat sich direkt verdrückt, kein Trockenlecken, kein Säugen, gar nichts. Sie kam auch nicht mehr wieder 🙁

So haben wir die ganze Herde am Morgen des Ostersonntag in eine kleinere Wiese nahe unserem Haus getrieben, die beiden separiert und gehofft, dass die Mutter sich ihrem Kälbchen nähert. Aber die Muttergefühle stellten sich einfach nicht ein. Im Gegenteil, wenn der kleine Bulle am Euter trinken wollte bekam er einen mit. Die Mutter trat nach ihrem Kind. Echt unerhört!

Deshalb kamen die beiden in den Stall. Die Alte wurde festgebunden, so dass das Junge nun endlich trinken konnte. Aber auch das hat nicht geklappt. Massiver Wiederstand!

In der Zwischenzeit wurde das Osterfrühstück in den Stall verlegt.

Ostern im Stall

Unsere Übernachtungsgäste (wir bieten auf unserem Hof Stellplätze für Wohnmobile an über Landvergnügen) gesellten sich zu uns und überlegte mit, was man noch tun könnte. Wir waren mittlerweile recht ratlos, hatten wir so einen Fall doch noch nie. Irgendwann verschwand einer von ihnen, kam wieder und sagte: „Ich habe gerade mit meiner Schwägerin telefoniert und die beschäftigt sich mit Homöopathie bei Milchkühen.“ Wir: „Hä?“ Er: „Mutterkuh und Kalb müssen mit einer Paste aus Anisbutter, Salz und Wasser eingerieben werden. So haben die beiden den gleichen Geruch und die Mutter nimmt ihr Kalb an.“ Gesagt, getan. Hat allerdings nur zu einer kurzen Annäherung geführt. Schade. So etwas finde ich ja toll (wenn’s klappt).

Ostern im Stall

Nachdem diese Rabenmutter immer aggressiver ihrem Kälbchen gegenüber wurde und wir schon Angst hatten, dass sie es an der Stallwand zerquetschte, haben wir sie wieder in die Wiese entlassen. Sie war sichtlich froh darüber.

An melken war bei diesem ungestümen Tier natürlich nicht zu denken und so bekam der kleine Kerl auch nicht die eigentlich wichtige Biestmilch (Kolostrum). Das ist die erste Milch, die die Mutter bildet. Sie ist besonders gehaltvoll und wichtig für die Immunabwehr.

Biestmilch konnten wir nicht organisieren, dafür aber Milchpulver und so gab es dann irgendwann die erste Flasche …

Ostern im StallOstern im Stall

 

 

 

 

 

 

 

 

… und die zweite und die dritte und …

Ostern im Stall halt.

Mit allen.

Es war nicht ungemütlich.

Ostern im Stall

sorgt immer für Ordnung

Ostern im Stall

nichts verpassen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und irgendwie ist so ein Kuschelkalb auch Mal was Nettes. Wenn mein Mann den Stall verlässt, blökt es ganz herzzerreißend.

Mittlerweile trinkt unser Mäxchen sehr gut und noch macht uns das Füttern großen Spaß. Ich bin gespannt, wie es sich entwickelt – das Kalb und die Fütterei. Denn auf so einem lustigen Nebenerwerbs-Bauernhof, wie wir einen haben, ist die ganze Nummer ein krasser Zeitfresser. Auch finanziell ist es nicht wirklich attraktiv. Dafür sind wir auf jeden Fall um eine Erfahrung reicher 🙂

Ich werde euch auf dem Laufenden halten!

 

P.S. Heute gibt es Mal nur Handybilder. Aber so oder so werde ich wohl keine große Stallfotografin. Deshalb ist das Titelbild gemogelt. Das ist ein Kalb aus dem letzten Jahr.

 

 

 

Menschen

Landwirt Otti und Co

Mit den Landwirten ist das ja so eine Sache.

Man kennt sie aus der Presse oder in echt jammernd, klagend über Schweinepreise, die Milch und was es sonst noch alles Bedauernswertes gibt.
Umgekehrt klagen die Presse und viele andere Menschen über die Landwirte: Massentierhalter, Bodenverseucher usw. Ein ungutes Verhältnis hat sich entwickelt. Eines was fast schon keines mehr ist. Man spricht nicht miteinander, sondern übereinander. Absurde Fronten haben sich gebildet (Wir haben es satt vs. Wir machen euch satt). Und warum?

Ja, warum eigentlich? Wie konnte das nur passieren?

Die Bauern haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht um ihr Image gekümmert und sich auf ihrem guten Ruf aus alten Zeiten ausgeruht.

Öffentlichkeitsarbeit zählte nicht zu ihren Aufgaben. Sie haben ja schließlich genug zu tun: wachsen oder weichen und so. Man denke an den Vergrößerungszwang um weitermachen zu können, die immer größeren Verwaltungsaufgaben, die ganze Technik, die beherrscht werde will. Was sollen sie denn noch alles machen?
Nun ist aber leider über die Zeit der Kontakt zu den Verbrauchern völlig flöten gegangen. Und das ist verheerend. Denn der Verbraucher hat sich auch entwickelt – in merkwürdiger Weise. Während es in der Landwirtschaft immer weniger, dafür immer größere, hoch technisierte moderne Höfe gibt, hält Otto Normalverbraucher mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit am alten Bilderbuch-Bauernhof fest. Kleiner Familienbetrieb im Vollerwerb mit vielen verschiedenen Tieren, alle immer draußen, gut verdienend, total entspannt – Idylle pur. So muss es ja sein, schließlich sind die Kinderbücher voll davon, jede Wurstpackung zeigt es und die Milchtüte beweist es auch.
Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde, aber ich halte das WIRKLICH für eine beachtliche Leistung. Das muss man erst mal schaffen: so viel ausblenden, sich so weit von der Realität entfernen – faszinierend.
Naja, aber den Bauern war‘s recht. Kann ja nicht schaden, so ein hübsches Bildchen. Und das war der Fehler: Das hat so richtig reingehauen. Jetzt prallen Welten aufeinander.

Der normale Nicht-Bauer hat keine Ahnung, kann die Größenordnungen nicht einschätzen, versteht nix mehr.

Ist er natürlich auch selber schuld. Was interessiert er sich auch so wenig für Lebensmittel. Die sind doch wichtig – zum Leben eben – da kann man doch mal informiert sein. Aber Fehlanzeige: Wo das ganze Zeug her kommt, weiß keiner mehr, die Frikadelle hat schon lange nichts mehr mit dem Schwein zu tun und wo um Himmelswillen wird denn nun die H-Milch abgezapft?
So, und wie sollen diese beiden Gruppen nun zusammen kommen? Ein Riesenprojekt! Die Einen, die haben keine Ahnung von der Materie, haben dafür aber ziemlich viele Wünsche (vor allem, was den Preis angeht) und die Anderen haben keinen Plan, wie sie ihr Wissen und ihr Tun vermitteln sollen (und viele sehen es noch nicht mal als ihre Aufgabe).
ABER (Achtung, jetzt kommen endlich Landwirt Otti und Co ins Spiel). Es gibt Sie, die, die es angehen das Riesenprojekt.

Einige Landwirte haben die Dringlichkeit von Öffentlichkeitsarbeit für sich erkannt.

Sie suchen den Kontakt zum Verbraucher. Sie haben verstanden, dass sie etwas an ihrem Image tun müssen. Sie müssen ihre Geschichten selber erzählen (und es gibt so viele schöne Geschichten in der Landwirtschaft 🙂 ), wenn sie es nicht tun, dann übernehmen das Andere und dann wird es nicht schön. Sie zeigen ihre Höfe, öffnen die Ställe und werden nicht müde z.B. zu erklären, dass die Kühe erst Kälber bekommen müssen, sonst ist mit Milch nicht viel los.
Ich ziehe den Hut vor diesen Bauern, denn das ist mitunter echt anstrengend, kostet Zeit und gibt (zumindest direkt) kein Geld. Im Zweifel kostet es: Stall-Schaufenster bauen, Besucherraum einrichten, Info Flyer drucken etc.
Aber sie machen es und sie machen es gut. Sie erzählen ihre Geschichten. Diese sind nicht nur schön und witzig und unterhaltsam, sondern auch wichtig, um gigantische Wissenslücken zu stopfen, um die Fremdheit etwas abzubauen. Nur so kann man wieder Näher zusammen kommen.
Die Ideen der Landwirte sind so unterschiedlich, wie die Landwirte selbst, aber alle leisten ihren Dienst auf diesem (noch langen) Weg.

Hier einige Beispiele:

  • Landwirt Otti twittert über seine Arbeit. So stieß er mit Foodwatch zusammen und lud sie kurzerhand zu sich auf den Hof ein.
  • Der Almthof hat die Öffentlichkeitsarbeit gleich zu einem zweiten Standbein erklärt und melkt seitdem immer unter Beisein zahlreicher Besucher.
  • Nachdem Arnd von Hugo vor dem Bau seiner Hähnchenmastanlage so viel Gegenwind erfahren musste, baute er direkt ein Stall-Schaufenster ein. Jetzt erklärt er ein Mal in der Woche Gruppen, was es mit der Hähnchenmast so auf sich hat.
  • Mittlerweile haben viele Landwirte Facebook für sich entdeckt. Nicht nur die einzelnen Höfe sind dort zu finden, sondern auch informative Seiten bei denen sich viele Bauern zusammengeschlossen haben und Rede und Antwort stehen, z.B. Bauernwiki – frag doch mal den Landwirt
  • Unter My KuhTube drehen Milchbauern kleine Filme über ihre Arbeit.
  • Es gibt auch tolle kleine Ideen vor Ort. So hat z.B. ein Bauer verschiedene WhatsApp Gruppen für seine Felder. Bevor er Gülle ausfährt, informiert er die jeweiligen Anwohner. Das hilft, wenn man nicht mehr der blöde Typ sein will, der macht dass es im Haus stinkt. Fenster können vorher geschlossen werden und vielleicht erklärt er bei der Gelegenheit gleich mit, warum das Ganze nötig ist und gar nicht so schlimm.

Ich weiß, es gibt auch die Anderen. Die, die im Jammern verharren, den Verbraucher nicht verstehen und sich selbst unverstanden fühlen (und wahrscheinlich auch noch mit dem Trecker zu schnell durchs Dorf fahren). Aber es gibt eben auch Landwirt Otti und Co  🙂

 

Titelbild: Thomas Ostendorf