Warum dieser Blog
„Oh Gott! So schlimm?“ fragte die Freundin aus der Stadt, als ich ihr meinen Blog-Titel verriet. „Hä? Ne, warum?“ „Na, so abenteuerlich“.
Wahrscheinlich ist es hier auch nicht abenteuerlicher als anderswo, aber wenn man genau hinsieht passiert schon ne ganze Menge. Und das möchte ich mit diesem Blog gerne tun: genau hinsehen. Landwirtschaft und Natur erkunden und selber jede Menge dabei lernen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass ich noch einiges lernen muss und vor allem auch will. Viele spannende Prozesse passieren auf dem Land, da ich hier jedoch groß geworden bin, nehme ich sie ganz selbstverständlich hin, obwohl ich trotzdem gar nicht so genau weiß, was da eigentlich los ist. Vertrautes fremd machen ist also die Devise. Umgekehrt gilt es natürlich auch – schließlich ist mir noch vieles fremd (und manches bleibt es wahrscheinlich auch).
Und das ist dann wohl das Abenteuer Heimat: Die eigene Umgebung genau unter die Lupe nehmen und staunen und schön finden. Fällt zugegeben nicht immer leicht. Anderswo ist es einfacher. Da ist der Himmel immer blauer und das Gras grüner. Wenn ich in den Urlaub fahre lese ich vorher alles über die Region. Dort angekommen mache ich dann liebend gerne Exkursionen mit, hänge den ganzen Tag mit der Nase im Reiseführer und denke, „Boah – toll hier!“.
Anderswo ist der Himmel immer baluer und das Gras grüner.
Seit diesem Jahr machen Menschen auf unserem Hof Urlaub und die sagen tatsächlich auch „Boah – toll hier!“. Und sie sagen auch so etwas, wie „Da müssen Sie ja gar nicht mehr in den Urlaub fahren!“ Stimmt – mache ich auch kaum noch. Aber nicht, weil ich es hier so unglaublich urlaubsmäßig finde, sondern weil es sich einfach nicht mehr ergibt. So ist das, wenn man Landwirtschaft hat. Vielleicht sind wir irgendwann geübtere Landwirte, können die ganze Nummer besser planen und trauen uns frühzeitig zu buchen, bzw. einfach mal weg zu sein. Aber bis dahin, brauche ich eine Alternative für meine Reiseführerleidenschaft. Die Dinger lesen und dann nie dahin fahren ist nämlich ziemlich doof. Deshalb habe ich angefangen alles Mögliche über die eigene Region zu lesen. Wir leben direkt an einem vorzeige Naturschutzgebiet – da wurde glücklicherweise jede Menge zu veröffentlicht und ich finde es wirklich spannend. Auch das ganze Hofgedöns bietet echte Überraschungen. Das musste ich feststellen, beim Antworten suchen auf die 1000 Warum-Fragen meiner 3-jährigen Tochter. Mit ihr fällt das Staunen auch gleich viel leichter.
Fehlt nur noch das schön finden. Und daran entscheidet sich dann mal eben auch alles: Ist es meine Heimat oder will ich nur weg? Kann ich mich hier beheimatet fühlen? Auch das kann zum echten Abenteuer werden. Ich bin zwar auf dem Land aufgewachsen, war aber zwischendurch in der Stadt und – zugegeben – das fand ich auch nicht schlecht. Es war eine echte Alternative dort einfach zu bleiben und so weiter zu machen. Doch wir haben uns anders entschieden, ganz bewusst und aus zahlreichen Gründen. Und zwar so richtig, mit Viehzeug, Trecker und dem ganzen. Nach mittlerweile drei Jahren wissen wir, dass es die richtige Entscheidung war und wir so leben wollen – mit allen Freiheiten und Unfreiheiten. Innerhalb unseres Tuns hier, sind wir sehr frei und das gefällt uns ausgesprochen gut. Grundsätzlich haben wir uns natürlich absolut an einen Ort gebunden und das machts im Kopf manchmal etwas eng. Viele Möglichkeiten sind dadurch verbaut. Der Gedanke, dass es nun alles auch erst mal so bleibt, dass das jetzt Heimat ist, der ist an einigen Tagen beruhigend, an anderen nicht.
Vielleicht schreibe ich nun auch deshalb diesen Blog, um die Heimat mehr zu erfahren, sie anders kennen und wertschätzen zu lernen. In gewisser Weise eine kleine Eigentherapie, um mich weniger fremd zu fühlen in der Landschaft, um öfter zu denken „Boah, toll hier!“.
„Hier“ liegt übrigens im Herzen Westfalens und wenn es andere hier durch diesen Blog auch noch toll finden, freut mich das natürlich doppelt.
Also, schau öfters mal vorbei und mach mit beim: entdecken, staunen, schön finden 😉
P.S. Es geht mir natürlich nicht darum irgendwas schön zu reden oder alles Negative auszublenden. Nur ist es ja meist so, dass einen das Unschöne eh von alleine anspringt (Uahh, die Dachrinne ist kaputt! Der Entenstall muss dringend renoviert werden und und und). Die Lupe soll also erst mal explizit über die Positiven Dinge gelegt werden. (Du verstehst, Eigentherapie und so