Kinder brauchen Langeweile
Menschen

Warten auf das Christkind

Sonntag wurde die erste Kerze angezündet und die Anzahl der Termine in unserem Kalender steigt sprunghaft an. Nur schöne Termine versteht sich. Es ist schließlich Advent. Angestrengt versuche ich mich nicht durch sie gestresst zu fühlen. Ruhe und Besinnlichkeit eine Chance zu geben. Gar nicht so einfach, wenn immer etwas ist.

Ich stelle fest, die besinnlichste Zeit beginnt bei uns um 17Uhr. Alle beschweren sich, dass es so früh dunkel wird. (Das habe ich bestimmt auch schon gemacht.) Aber jetzt bin ich froh über diese Dunkelheit. Wir können dann nämlich draußen nichts mehr arbeiten und gehen rein. Machen es gemütlich, zünden Kerzen an, spielen in Ruhe, bestaunen den Kranz oder zählen Kläppchen. Vielleicht basteln wir auch noch etwas. Wie wir Lust haben. Große Projekte lohnen sich nicht angefangen zu werden – das Abendbrot wartet. Die perfekte Zeit! Ohne Ansprüche.

Dann denke ich, es müsste mehr davon geben. Mehr Stunden in denen nichts ist. Vermutlich kann es sie nicht geben, weil ich alles immer sofort verplane, sobald sich ein größeres Zeitfenster auftut.
In der letzten Zeit frage ich mich häufig, inwieweit ich eigentlich mein Kind mit verplanen darf? Wie viele Termine sind in der Woche erlaubt? Wie viel Programm soll es sein und wie viel Zeit bleibt für das Freispiel in Ruhe und allein?

Kinder brauchen Langeweile.

Ich glaube nicht, dass es gut ist Kinder die ganze Zeit zu bespielen und ihnen möglichst viel an Entertainment zu bieten. Ihnen muss auch mal langweilig sein. Nietzsche schreibt von der „Windstille“ der Seele, die es braucht um kreativ zu werden. Kinder brauchen diese Ruhe, um sich selber etwas ausdenken zu können. Wenn immer direkt ein Erwachsener angesprungen kommt und eine Bespaßung liefert, um die „schreckliche“ Langeweile gar nicht aufkommen zu lassen, kann nichts entstehen. Wir verhindern damit ganz viel.

Ich weiß gar nicht, wann ich selber das letzte Mal Langeweile empfunden habe. Vielleicht im Krankenhaus oder beim Warten in einer Behörde. Wahrscheinlich war mir aber gar nicht langweilig, weil ich versucht habe die Zeit zu nutzen: Nachrichten verschicken, lesen, schreiben, irgendwas.
Dumm eigentlich. Stattdessen hätte ich besser nichts tun sollen. Beim Warten die Windstille im Kopf zulassen und so Raum für Neues ermöglichen. So, wie ich es meinem Kind wünsche.

 

Hatte die Adventszeit nicht auch etwas mit warten zu tun? Warten auf das Weihnachtsfest, auf den der da kommt? Freudiges erwarten. Nicht stressiges. Gar nicht so einfach. Aber ich probiere es jeden Tag, ab 17Uhr 😉

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2 Comments

  • Reply Petra Balster-Spinne 30. November 2016 at 22:43

    Ganz toll geschrieben und ich bin mit ganzem Herzen bei dir! Auch ich denke momentan sehr viel darüber nach. Winterzeit ist Familienzeit!

    • Reply hofsafari 1. Dezember 2016 at 8:18

      Danke, liebe Petra. In der Landwirtschaft ist Winterzeit wirklich Familienzeit. Auch, wenn dann doch wieder immer irgendetwas ist. Aber deshalb muss man sich trotzdem die Zeit für die Familie nehmen. Der nächste Sommer kommt … 😉

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