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Achtsamkeit

Wochenende in Bildern

Frei sein – statt frei haben

Was wir gerne an Sonn- und Feiertagen machen.

Den Zaun kontrollieren zum Beispiel. Das ist eine wunderbare Runde durch ein tolles Gelände am Fluss entlang. Wir tuckern so vor uns her und ab und zu muss ein Riegel erneuert werden (zugegeben ich bin fürs tuckern zuständig und der Mann fürs Riegeln). Unsere neugierigen Kühe folgen uns fressend und das Hofmädchen thront auf dem Trecker und kommentiert alles.

frei sein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn wir am Wasser angekommen sind steigen wir ab und gehen auf Entdeckungstour. Hier ist es einfach fantastisch und durch die Renaturierungsmaßnahmen wieder ein Lebensraum für die unterschiedlichsten Tiere.

Am Steilhang hat sich einiges eingenistet und man kann drauf klettern 😉

 

 

 

 

Unter dieser Trauerweide ist es besonders schön. Wir haben uns einen Ast mitgenommen um irgendwann zuhause auch so einen tollen Baum zu haben.

 

 

 

 

Tja, war das jetzt Arbeit? Der Zaun ist nun ausgebessert und das war auch nötig. Wir versuchen so oft wie möglich das was getan werden muss mit dem angenehmen zu verbinden. Das Gute darin zu sehen. Klappt nicht immer. Aber immer öfter.

Vor einiger Zeit entdeckte ich das Buch Frei sein statt frei haben: Mit den eigenen Ideen in die kreative berufliche Selbstständigkeit* und der Titel sprach mich so an, dass ich es einfach kaufen musste. Als ich dann neulich die ersten Zeilen dieses Buches las, saß ich vor der Schwimmhalle und wartete das Ende des Schwimmkurses unserer Tochter ab. Da der Kurs auf dem Gelände einer Behinderteneinrichtung statt findet, setzte sich prompt eine Beschäftigte neben mich. Sie ließ sich auf die Bank plumpsen und sagte mit echtem Bedauern in der Stimme: „Schon wieder Feierabend.“  Wir hören oft voller Mitleid den Satz: „Na ihr bekommt auch kein Feierabend.“ Klar macht der Hof viel Arbeit und er hat uns schon die eine oder andere schlaflose Nacht beschert, aber wir haben uns bewusst für ihn entschieden. Wir hatten eine Wahl und nun liegt es in unserer Verantwortung hier zufrieden zu sein. Unseren Alltag so zu gestalten, dass er uns gefällt. Klappt auch nicht immer. Aber immer öfter. Heute zum Beispiel.

 

Über unseren Fluss habe ich schon so einiges geschrieben hier und hier zum Beispiel.

Dieser Artikel ist Teil der Aktion Wochenende in Bildern. Ich musste gerade lachend feststellen, dass wir im letzten Sommer auch einen Zaun-Sonntag hatten und ich bei der Aktion mitgemacht habe. Die Bilder davon findet ihr hier.

*Affiliate Link = Falls ihr das Buch über diesen Link kauft, verdiene ich daran ein paar Cent – ohne, dass es euch mehr kostet. Falls das passieren sollte – Dankee!

Menschen

Meine Tochter – meine Lehrerin

Es gibt nur eine Sache bei der ich relativ schnell die Nerven verliere und das ist die Ungeduld meiner Tochter. Damit treibt sie mich regelmäßig zur Weißglut. Und diese Ungeduld hat sie von mir. Kinder können einem so schonungslos den Spiegel vorhalten. Ich mag meine Ungeduld nicht, weder an mir, noch an ihr, aber wenn sie für irgendetwas gut ist, dann dafür, dass sie mir zeigt, wie sehr ich Vorbild bin. Oder besser Vor-Macherin, ich mache vor – sie macht nach. Egal was. Auch meine schlechten Seiten.

In letzter Zeit denke ich immer öfter, dass ich ihr gerne mehr nach-machen möchte. Sie hat so viele Eigenschaften und Fähigkeiten, auf die ich richtig neidisch bin:

  • Ins eigene Tun versinken
  • Im Moment leben
  • Steine und Schneckenhäuser als Schätze ansehen können
  • Sich über ein Bonbon unendlich freuen
  • Die Zuversicht, dass alles möglich ist
  • Der Blick für die kleinen Dinge
  • Sagen was man denkt
  • Unfähigkeit zu lügen
  • Aufs Bauchgefühl hören

Besonders gerne würde ich mehr im gegenwärtigen Moment leben. Im Hier und Jetzt und nicht schon mit dem Kopf in der Planung der nächsten Woche stecken. Das fällt mir wirklich schwer. Sie jedoch, kann gar nicht anders als im Jetzt zu sein. Was morgen ist? Interessiert sie nicht!

„Kinder sind unsere wirklichen Lehrer.
Lerne ihnen zuzuhören –
sie erzählen dir von der Schönheit und der
Sorglosigkeit, die du nur im gegenwärtigen
Moment wiederfindest.“
Tibetische Weisheit


Ich frage mich, wie ich ihr diese Fähigkeit erhalten kann? Wie schaffe ich es, dass sie ein achtsamer Mensch bleibt? Was kann ich tun, dass sie als Erwachsene kein Achtsamkeitstraining besuchen muss (so wie ich) und dieses Bewusstsein erst mühsam wieder einüben muss? Hab ich da überhaupt ausreichend Einfluss oder gewöhnen Schule und Gesellschaft eh alles ab?
Eigentlich egal. Ich habe nur die eine Möglichkeit. Ich möchte ein achtsames Vorbild sein und das gelingt mir oft am besten indem ich ihr nach-mache.

  • Ich bleibe auch stehen, bewundere ausdauernd den Regenwurm und scheuche sie nicht weiter.
  • Ich versuche so viel am Wegesrand zu entdecken, wie sie.
  • Ich schaue die Dinge an, als würde ich sie zum ersten Mal sehen.

Mit Kinderaugen sehen, eröffnet so viele Möglichkeiten. Mir hilft das sehr bei der Arbeit auf dem Hof. Wie oft sind wir in unsere Vorstellungen eingefahren, meinen wir zu wissen, wie es sein muss und glauben alle Möglichkeiten zu kennen. Wenn man Dinge anders machen möchte und neu in die Hand nehmen will, dann sind Kinder die besten Lehrer.

„Im Geist eines Anfängers gibt es
unendlich viele Möglichkeiten,
im Geist eines Experten nur wenige.“
Shunryu Suzuki

Kinder brauchen Langeweile
Menschen

Warten auf das Christkind

Sonntag wurde die erste Kerze angezündet und die Anzahl der Termine in unserem Kalender steigt sprunghaft an. Nur schöne Termine versteht sich. Es ist schließlich Advent. Angestrengt versuche ich mich nicht durch sie gestresst zu fühlen. Ruhe und Besinnlichkeit eine Chance zu geben. Gar nicht so einfach, wenn immer etwas ist.

Ich stelle fest, die besinnlichste Zeit beginnt bei uns um 17Uhr. Alle beschweren sich, dass es so früh dunkel wird. (Das habe ich bestimmt auch schon gemacht.) Aber jetzt bin ich froh über diese Dunkelheit. Wir können dann nämlich draußen nichts mehr arbeiten und gehen rein. Machen es gemütlich, zünden Kerzen an, spielen in Ruhe, bestaunen den Kranz oder zählen Kläppchen. Vielleicht basteln wir auch noch etwas. Wie wir Lust haben. Große Projekte lohnen sich nicht angefangen zu werden – das Abendbrot wartet. Die perfekte Zeit! Ohne Ansprüche.

Dann denke ich, es müsste mehr davon geben. Mehr Stunden in denen nichts ist. Vermutlich kann es sie nicht geben, weil ich alles immer sofort verplane, sobald sich ein größeres Zeitfenster auftut.
In der letzten Zeit frage ich mich häufig, inwieweit ich eigentlich mein Kind mit verplanen darf? Wie viele Termine sind in der Woche erlaubt? Wie viel Programm soll es sein und wie viel Zeit bleibt für das Freispiel in Ruhe und allein?

Kinder brauchen Langeweile.

Ich glaube nicht, dass es gut ist Kinder die ganze Zeit zu bespielen und ihnen möglichst viel an Entertainment zu bieten. Ihnen muss auch mal langweilig sein. Nietzsche schreibt von der „Windstille“ der Seele, die es braucht um kreativ zu werden. Kinder brauchen diese Ruhe, um sich selber etwas ausdenken zu können. Wenn immer direkt ein Erwachsener angesprungen kommt und eine Bespaßung liefert, um die „schreckliche“ Langeweile gar nicht aufkommen zu lassen, kann nichts entstehen. Wir verhindern damit ganz viel.

Ich weiß gar nicht, wann ich selber das letzte Mal Langeweile empfunden habe. Vielleicht im Krankenhaus oder beim Warten in einer Behörde. Wahrscheinlich war mir aber gar nicht langweilig, weil ich versucht habe die Zeit zu nutzen: Nachrichten verschicken, lesen, schreiben, irgendwas.
Dumm eigentlich. Stattdessen hätte ich besser nichts tun sollen. Beim Warten die Windstille im Kopf zulassen und so Raum für Neues ermöglichen. So, wie ich es meinem Kind wünsche.

 

Hatte die Adventszeit nicht auch etwas mit warten zu tun? Warten auf das Weihnachtsfest, auf den der da kommt? Freudiges erwarten. Nicht stressiges. Gar nicht so einfach. Aber ich probiere es jeden Tag, ab 17Uhr 😉