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In einem Dorf

Ich habe einen Freund. Wir stehen uns nahe, denn vieles verbindet uns.

Wir wohnen im gleichen Dorf.
Wir sind gleich alt.
Wir haben beide studiert.
Wir haben ähnliche Interessen.
Wir sprechen (u.a.) die gleiche Sprache.

Vor lauter Gemeinsamkeiten denke ich manchmal, er ist wie ich … eine Wellenlänge und so. Genau in diesen Momenten der Vertrautheit schlägt sie dann voll durch. Regelmäßig! Die Erkenntnis, dass uns nichts verbindet. Zumindest nichts Wichtiges. Wir haben keinen gemeinsamen Erfahrungshorizont. Ganz im Gegenteil. Unsere Erfahrungen könnten unterschiedlicher nicht sein.

Ich kenne keinen Krieg.
Ich weiß nicht, wie es klingt, wenn Bomben einschlagen.
Ich habe niemanden in meinem Freundeskreis, der gefoltert wurde.
Ich habe eine Familie, die in Sicherheit lebt.
Ich hatte noch nie in meinem Leben Angst davor verschleppt zu werden.

Genau genommen, hatte ich noch nie besonders viel Angst in meinem Leben. Wenn man mal von den Gespenstern unter meinem Bett absieht, als Kind. Oder die Angst, nicht gemocht zu werden, als Jugendliche. Heute bin ich wirklich keine besonders mutige Person, aber Angst? Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger kommt sie vor in meinem Leben. Richtige Angst. Es gibt da ein tiefes Gefühl der Sicherheit in mir und der Zuversicht, dass alles – auch in kritischen Situationen – schon irgendwie gut werden wird. Das war bisher so meine Erfahrung.
Meine Erfahrung in meinem recht bequemen und komfortablen Leben voller Möglichkeiten und Chancen.

Er hatte die Chance zu fliehen und hat nun wenige Möglichkeiten.
Er fühlt sich nicht sicher.
Er hat Alpträume – immer noch.
Er weiß nicht, wie es weiter geht.

Wir leben im gleichen Dorf. Er hat Angst und ich habe sie nicht. Ich kann dieses Gefühl kaum nachvollziehen und doch versuche ich ihn zu verstehen, versuche die Fremdheit zu überwinden ohne sie zu ignorieren. Zu uns gehört, dass was uns verbindet und das was uns trennt.

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An jedem 12. eines Monats 12 Bilder vom Tag machen.

Das ist das Projekt von Draußen nur Kännchen! Und an diesem 12. bin ich auch dabei.

Der Tag heute stand unter dem Motto Flüchtlingshilfe, da mache ich eh immer viele Bilder. Der Rest meines Tages war nicht so fotogen, aber da muss ich jetzt durch 😉

 

Wir beginnen mit Yoga – muss sein und macht uns sehr viel Spaß!

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Diese kleine Flieger-Übung machte jedoch keinen Spaß, da sie oben merkte, dass sie ganz dringend auf’s Klo muss.

Yoga 12 von 12

Habe danach endlich das Puzzle für Hermine bestellt. Dieser Stern kommt von einem Wünschebaum für Flüchtlingskinder. Der geschmückte Tannenbaum steht in einem Geschäft, dort konnte ich den Stern abpflücken und den Wunsch (steht auf der Rückseite) erfüllen. Das Geschenk samt Stern muss ich nächste Woche wieder abgeben. So einfach und so schön!

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Während sie auf großem Fuß unterwegs ist,

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lädt der Mann die große Kaffeemaschine und Kannen ins Auto und ich packe ein paar Spiele für das Treffen mit den Flüchtlingen aus unserem Dorf zusammen.

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Dieses nette Treffen findet nun schon zum drittel mal statt. Ganz einfach, Kaffee, Kuchen, Kennenlernen und heute auch mal mit Gesellschaftsspielen. (Das letzte Mal war in unserem Café. Bilder davon hier.)

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Heute war es in dem einzigen Gemeinschaftsraum, den unser kleines Dorf zu bieten hat: Der Gruppenraum des Feuerwehrgerätehaus. Man beachte also den Wandschmuck.

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Und das war die Tischdeko: schön und essbar.

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Bei diesen Treffen gibt es immer auch ein kleines Kennenlernspielchen. Heute gab es ein Speeddating, 3-sprachig versteht sich und so wird es auf diesem Bild auch erklärt.

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Männer, die an Theken lehnen, verstehen sich auch ohne Worte – egal wo sie her kommen.

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Und jetzt geht es ganz gemütlich auf’s Sofa 🙂

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Menschen

Flüchtlinge

Landmenschen treffen auf Menschen aus anderem Land

Letzten Samstag fand in unserem Café eine wirklich schöne Veranstaltung statt. Die Menschen aus unserem Dorf wollten einen Nachmittag mit den hier untergebrachten Flüchtlingen verbringen. Schon zum zweiten Mal und nun bei uns. Da waren wir natürlich sofort dabei.

Kaffee, Kuchen, Kennenlernen

Das es Kaffee und Kuchen geben sollte war klar und kein Problem – das können wir. Aber wie kommt man ins Gespräch (und in welcher Sprache eigentlich?) und lernt sich kenne?

Gar nicht so einfach und doch die einzige Chance. Nur so können Vorurteile abgebaut und Stammtischparolen belanglos werden. Nur so können wir erfahren, welche Hilfe wirklich benötigt wird. Nur so können wir Konflikten vorbeugen, denn die werden kommen. Da mache ich mir ehrlich gesagt gar nichts vor. Schon jetzt sind in unserem Mini-Ort über 40 Flüchtlinge untergebracht. Alles Männer, vor allem aus Syrien und Eritrea. Es werden wöchentlich mehr. Wohnraum wird händeringend gesucht. Und sie werden lange bleiben, denn die Verfahren dauern. Die Möglichkeiten sich hier zu beschäftigen sind überschaubar und wer kein Fahrrad fahren kann, kommt nur so weit ihn seine Füße tragen. Aber sie beschweren sich nicht. Sie sagen, es ist ok. Wir sind in Sicherheit, das ist es was wir wollten. Auf den Rest warten wir eben.

Zurück zum Kennenlernen.
Was soll ich sagen. Es hat erstaunlich gut geklappt. Nachdem sich alle mit Kaffee und Kuchen gestärkt haben und dabei natürlich schon ins Gespräch kamen, hat der Diakon, der schon lange Jahre in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, ein wenig berichtet: Einige Zahlen und Daten, die die Flüchtlinge in der Gemeinde betreffen, darüber, wie die Hilfe anläuft und vor allem mit welchen Problemen die Flüchtlinge hier zu kämpfen haben. Das war wichtig. Denn wenn unsereins schon an der deutschen Bürokratie verzweifelt, dann ist das nichts im Gegensatz zu dem, was denen hier entgegen schlägt. Es braucht auch solche Informationen, um verstehen zu können, wie sich ihr Leben hier gestaltet. Anschließend hat Anas aus Syrien von seinem Fluchtweg erzählt. Er hatte sich dazu bereit erklärt auf Englisch zu sprechen. Das wurde dann übersetzt. Auch sehr spannend. Plötzlich gibt es ein Gesicht zu den Geschichten aus der Zeitung. Ein Einzelfall in der ganzen Flut (die natürlich nur aus Einzelfällen besteht). Die Empathie war groß. Schließlich ging es in den Garten zum Kennenlernspiel, drei-sprachig versteht sich + Hände und Füße. Hat auch ganz fantastisch geklappt und war ein großer Spaß.

Die Landmenschen wollen mehr davon. Mehr Treffen, mehr Kennenlernen und das muss auch sein, denn nur so geht’s.