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Tiere

Fridolin und Berta – Gans selten

So heißen unsere beiden Lippegänse.

Berta ist gescheckt, Fridolin ist ganz weiß. Mittlerweile haben sie drei gemeinsame Kinder, auch alle weiß.

Lippegänse

Aber erst natürlich gelb.

Wenn sie so daher watscheln, sehen sie aus als kommen sie direkt aus so einem romantischen Bilderbuch-Bauernhof. Ich finde sie richtig schön. (Mein Mann meint, sie sehen aus wie Gänse.) Ja, aber es sind eben besondere Gänse: Lippegänse. Nicht zu verwechseln mit irgendwelchen wilden Gänsen auf der Lippe. Die sind in der Regel grau – heißen ja auch so: Graugänse. Oder Nilgänse oder Kanadagänse. Unsere Lippegänse sind Weidegänse, d.h. sie gehören zu den Nutztieren. Sie sind heimisch in der Region Westfalen-Lippe im Einzugsgebiet der Flusslandschaft und Grünlandregion der Lippeniederung zwischen den Städten Lippstadt, Soest und Paderborn – und sie sind vom Aussterben bedroht. Genau, richtig gelesen! Nicht nur der sibirische Tiger steht kurz vor der Ausrottung, sondern auch einige bei uns lebende Bauernhoftiere.
„Viele Menschen wissen, dass Wildpflanzen und Wildtiere aussterben, aber nur wenigen ist bekannt, dass Ähnliches auch in der Landwirtschaft, gleich nebenan, mit Kulturpflanzen und Nutztieren passiert. Wenige Hochleistungssorten und -rassen produzieren heute die Nahrungsmittel der Menschheit. Gleichzeitig stirbt alle zwei Wochen eine Nutztierrasse aus – das heißt, eine an Klima und Standort angepasste Rasse, ein genetisches Erbe und ein Kulturgut zugleich.“ Quelle

So etwas macht uns traurig. Wir mögen Artenvielfalt und deswegen haben wir uns bei einer Stammbuchschau ein Lippeganspaar zugelegt. Dort wurde das Pärchen für uns „zusammen gestellt“. Eine arrangierte Ehe sozusagen, die Berta und Fridolin da eingehen mussten. Aber sie scheinen mir ganz glücklich damit.

Lippegänse Hofsafari

 

Und warum das Ganze?
Die Lippegänse wurden wirklich in aller letzter Minute vor dem Aussterben gerettet. Da gab es nur noch eine Handvoll – nun ist der Genpool denkbar klein, das muss man schon bedenken. Aber glücklicherweise denken manche Menschen ja und so hat sich ein Verein gegründet (Stammbuch Lippegans e.V.), der sich den Erhalt dieser lokalen Gänserasse auf die Fahne geschrieben hat. Aktuell scheint es nicht besonders IN zu sein, bedrohte Haustierrassen zu schützen, denn die Gänse sind immer noch stark gefährdet, aber immerhin gibt es sie noch.
Für uns ist das ja schon Grund genug so ein Paar zu besitzen. Aber wir werden ständig gefragt, was diese Rasse denn so besonders macht, was die können? Und ich muss immer antworten: Nichts! Darum geht es ja bei der Nummer mit der Artenvielfalt auch nicht. Eine Rasse ist doch nicht nur erhaltenswert, wenn sie lila Eier legt.
Gut die Lippegänse sind besonders marschfähig. Nur legt da heute keiner gesteigerten Wert drauf. Früher war das aber wichtig bei den langen Treibwegen von den Weiden der Lippeniederung zu den Bahnstationen.
„So kamen die Jungtiere im Alter von etwa 8 Wochen zum Verkauf auf die jährlich im Mai stattfindende Geseker Gösselkirmes und wurden dann vom Bahnhof Geseke aus per Eisenbahn in die Großmästereien vor allem nach Ostdeutschland verfrachtet.“ Quelle

Weiter kann man zu dieser Rasse lesen:
„frohwüchsig, anspruchslos, wenig krankheitsanfällig und wetterfest. Desweiteren ist die Rasse durch gute Beweglichkeit und Weidefähigkeit gekennzeichnet (Stoppelgängerin).“ Quelle
Keine Ahnung was frohwüchsig ist, aber es klingt super 🙂 Wir können noch ergänzen, dass diese Tiere unseren eher verpeilten Spitz (übrigens auch vom Aussterben bedroht und auf der roten Liste) gut unterstützen. Gänse sind definitiv die besseren Wachhunde!

Und hier wieder etwas für Besserwisser:

(gilt natürlich für alle Gänse, egal welche Rasse)

  • Gans: Oberbegriff/ weibliches Tier
  • Ganter/ Gänserich: männliches Tier
  • Gänseküken/ Gössel: männliche oder weibliche Tiere bis zum Alter von sechs Wochen

 

Fridolin