Von Pfauen, Hindus und einen fiesen Fuchs
Vor Kurzem ist unser Hansi gestorben. Er war älter als ich – also irgendetwas über 30. Ich weiß gar nicht, ob das normal ist für Pfauen Hähne, mir kam es jedenfalls steinalt vor. Jetzt müssen wir uns um einen neuen Hahn bemühen, damit wir weiterhin jedes Jahr Nachwuchs bekommen. Das hat bei Hansi nämlich noch bis zum Schluss geklappt. Seine Frau hat einmal im Jahr ca. 5-7 Eier gelegt. Mit dem brüten hatte sie es dann manchmal nicht so. Ist ja auch langweilig, deshalb hat das dann meist ein Huhn übernommen. Auf so einem Hof hilft halt jeder jedem. Wenn die Jungen dann geschlüpft sind, war die Glucke natürlich die Mutter und hat somit auch nach der Brüterei ihre Aufgabe pflichtbewusst erfüllt. Hühner eben, die sind einfach nett (siehe hier).
Über ebay-Kleinanzeigen (ja darüber verkaufen wir alles, vom Rind bis zum Fahrrad) bieten wir die Jungen nach 6-7 Monaten an. Und ich muss sagen, bei allem was wir dort schon verkauft haben, werden Pfauen stets von den interessantesten Leuten gekauft. Ich freue mich ja immer, wenn spannende Personen zu uns auf den Hof kommen. Wir kommen ja selber nicht mehr so viel rum (leider!). Der definitiv exotischste Pfauenverkauf fand in diesem Jahr statt. Da kam Priester Paskaran vom Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel in Hamm mit Herrn L. (wir dachten erst er ist nur der Tempel Hausmeister, aber wahrscheinlich ist er einfach ein sehr hilfsbereiter Nachbar) und kauften ein Pfauen Pärchen.
Dieser Tempel steht gar nicht weit von uns und ist der zweitgrößte hinduistische Tempel in Europa. Vom vorbeifahren kannte ich ihn schon. Er sieht wirklich imposant aus. Schon lange wollte ich gerne mal dort hin fahren, aber wie das immer so ist …
Als irgendwann das Telefon klingelte und Herr L. anrief, hab ich mich natürlich total gefreut. Erst einmal brauchte er Pfauenberatung (nicht, dass ich Ahnung habe, aber wenn man bei uns anruft, hat man halt mich am Telefon), denn die Tempel Gemeinde musste die Voliere noch bauen und man wollte natürlich nur das Beste für die heiligen Tiere. Die Bauarbeitet leitete Herr L. und er nahm seine Aufgabe selbstverständlich sehr genau.
Nach einigen Telefonaten war es dann soweit. Die beiden Herren (die unterschiedlicher nicht sein konnten), kamen an einem verregneten Sonntagmorgen zu uns und holten ihre Tiere ab.
Noch immer stehe ich in Kontakt mit dem netten „Hausmeister“ und so schickte er mir auch die Zeitungsartikel zum Pfauen-Tempel-Projekt zu. Darin konnte ich dann nicht nur lesen, dass es sich bei unseren Tieren um heilige Reittiere handelt – na, wenn wir das mal vorher gewusst hätten – sondern auch, dass die beiden jetzt Krishna und Sitha heißen. Und weil eben die Pfauen für die Hindus heilige Tiere sind, sollte es auch eine religiöse Zeremonie extra für sie geben. Auch wir waren dazu eingeladen. Das hat mein Theologen Herz natürlich sehr erfreut 🙂
Leider kam der Fuchs in der Nacht vor dem Fest. Irgendwie fand er, trotz akribischer Vorsorge, einen Weg in den Stall. Die Enttäuschung war riesengroß.
Ich hoffe Herr L. ist jetzt nicht entmutigt und baut weiter, so dass bald neue Pfauen einziehen können. Von uns können sie aktuell allerdings keine bekommen. Hier fehlt ja leider der Hahn. Also, wenn wer wen kennt, der wen kennt … immer her damit. Und wenn wir nochmal zu einer Pfauenordination eingeladen werden, berichte ich auf jeden Fall davon.
Apropos Pfau: Ich lese momentan Der Pfau∗ von Isabel Bogdan.
Ich kann es wirklich empfehlen. Es ist zum Schreien komisch. Eine wunderbar subtile Komödie in bester britischer Manier. Natürlich kommt ein Pfau darin vor. Dieser greift alles an, was die Farbe Blau hat und macht somit arge Probleme.
Ein bisschen konnte ich die Problematik nachempfinden. Wir hatten mal einen Pfau, der in seinem Spiegelbild einen Rivalen gesehen hat. (Tja, sie sind halt schön und nicht intelligent.) Wenn er sich also in einer Scheibe gesehen hat, hat er diese sofort attackiert, was sie nicht gerade sauberer gemacht hat. Blöderweise spiegelte er sich auch etwas in den Grabsteinen, die auf unserem Grundstück stehen (fragt jetzt nicht, warum die Dinger da stehen, das ist eine andere Geschichte). Naja, zur Balzzeit hatten wir dann halt blutige Grabsteine im Garten …