Heute haue ich mal wieder ein paar erstaunliche Erkenntnisse aus der Landwirtschaft raus 😉
Wenn ich erzähle, dass wir Kühe haben, dann reagieren erschreckend viele mit: Oh, dann müsst ihr ja immer melken! Nein, das tun wir nicht. So gar nicht. Denn bei uns trinken die Kälber die ganze Milch der Mutter. Verrückt, oder?
Je länger ich darüber nachdenke, desto schräger finde ich, dass ich das immer erklären muss. Schließlich geben sie ja genau aus dem Grund Milch – für ihre Kälber. So, wie wir auch. Und wie bei uns Menschen auch, kommt da nur Milch raus, wenn ein Baby da ist. Also bekommen die Milchkühe ca. 1 Mal im Jahr ein Kind, damit’s weiter gut läuft. Ohne Kalb, keine Milch.
Zurück zu uns. Wir haben Fleischrinder. Die geben natürlich auch Milch (für ihre Kinder – wie alle Säugetiere) aber wir halten sie wegen des Fleisches. Wenn sie groß genug sind, gehen sie zum Schlachter und landen dann irgendwann auf den Tellern.
Das Ganze nennt man übrigens Mutterkuhhaltung. Wir haben also eine Herde netter Muttis (und Anton – ohne den läuft natürlich nichts), die jedes Jahr ein Kalb bekommen. Das Kalb trinkt die Milch der Mutter, frisst sich dann irgendwann so durch die Weide, turnt rum und macht, was Kälber sonst so tun. Wenn sie größer sind werden sie dann entweder selber Mutti, verkauft oder geschlachtet. Die Möglichkeiten sind da vielfältig.
Wir betreiben hier nicht gerade das, was man moderne Landwirtschaft nennt, aber irgendwie so funktioniert es wohl überall.
Teil III der Blogreihe Au(g)enblick mal ! Was bisher geschah lest ihr hier und hier.
Wir sind nun in der reanturierten Lippe angekommen. Besser gesagt, in ihren Auen. Und hier arbeiten ganz besondere Gärtner.
Auerochsen und Wildpferde als Gärtner
Auerochsen und Wildpferde sorgen dafür, dass die wilden Weiden nicht überall verbuschen oder Bäume groß werden, dass es eben Weiden bleiben. Sie gestalten zusammen mit dem Wasser und den Pflanzen die Landschaft. Stellen, die von den Tieren immer wieder aufgesucht werden, bleiben kurz. In anderen Bereichen wachsen Dornsträucher, in deren Schutz junge Bäume aufwachsen können. So entsteht eine naturnahe Mosaiklandschaft.
Unsere Tochter sagt immer: Die haben gar kein Aua, die heißen nur so.
Eigentlich heißen sie noch nicht ein Mal so. Die Auerochsen sind nämlich ausgestorben. Vor mehr als 90 Jahren begannen jedoch die Brüder und Zoodirektoren Heinz und Lutz Heck mit dem Versuch diese Rasse „wiederherzustellen“. Aber der Zug ist natürlich abgefahren. Ausgestorben ist ausgestorben. Trotzdem kreuzten sie unermüdlich verschiedene Rinder und so entstand eine Rasse, die ihren Urahnen zumindest ähnelt. Die Heckrinder.
(Wenn ich diese Geschichte den Gästen in unserem Café erzähle sind viele besonders beeindruckt von der Tatsache, dass BEIDE Brüder Zoodirektoren waren. Hä?)
Die Wildpferde nennen sich Konikpferde. Sie sind die letzten Nachfahren der europäischen Wildpferde, der Tarpane.
Die Tiere machen nicht nur einen guten Job, sondern sind auch noch nett anzusehen.
Wer sie beobachten möchte, kann das auf zahlreichen Aussichtstürmen oder extra angelegten Hügeln an der Lippe entlang. Eine Übersicht über alle Aussichtspunkte findet ihr hier.
Wer lieber sitzen bleiben möchte klickt hier und schaut sich den Film an.
Von Weihnachten im Stall habe ich ja schon gehört. Das soll es irgendwann mal gegeben haben. Erzählt man sich so. Aber Ostern im Stall …
Das hatten wir in diesem Jahr zum ersten Mal. Genau so, wie wir zum ersten Mal ein Flaschenkälbchen haben. Aber der Reihe nach.
Am Karsamstag wurde das erste Kälbchen in diesem Frühjahr geboren. Mitten in der großen Wiese, ganz ohne unsere Hilfe. So, wie das hier üblich ist. Als wir es entdeckt haben, haben wir ihm direkt Ohrmarken verpasst. Das muss man immer recht zügig machen, bevor das Kalb zu munter wird und man in der Wiese hinter ihm her rennen kann.
Ohrmarkenzange
Beim Ohrmarke einsetzen entnimmt man gleichzeitig eine Blutprobe.
Die Mutter hat sich direkt verdrückt, kein Trockenlecken, kein Säugen, gar nichts. Sie kam auch nicht mehr wieder 🙁
So haben wir die ganze Herde am Morgen des Ostersonntag in eine kleinere Wiese nahe unserem Haus getrieben, die beiden separiert und gehofft, dass die Mutter sich ihrem Kälbchen nähert. Aber die Muttergefühle stellten sich einfach nicht ein. Im Gegenteil, wenn der kleine Bulle am Euter trinken wollte bekam er einen mit. Die Mutter trat nach ihrem Kind. Echt unerhört!
Deshalb kamen die beiden in den Stall. Die Alte wurde festgebunden, so dass das Junge nun endlich trinken konnte. Aber auch das hat nicht geklappt. Massiver Wiederstand!
In der Zwischenzeit wurde das Osterfrühstück in den Stall verlegt.
Unsere Übernachtungsgäste (wir bieten auf unserem Hof Stellplätze für Wohnmobile an über Landvergnügen) gesellten sich zu uns und überlegte mit, was man noch tun könnte. Wir waren mittlerweile recht ratlos, hatten wir so einen Fall doch noch nie. Irgendwann verschwand einer von ihnen, kam wieder und sagte: „Ich habe gerade mit meiner Schwägerin telefoniert und die beschäftigt sich mit Homöopathie bei Milchkühen.“ Wir: „Hä?“ Er: „Mutterkuh und Kalb müssen mit einer Paste aus Anisbutter, Salz und Wasser eingerieben werden. So haben die beiden den gleichen Geruch und die Mutter nimmt ihr Kalb an.“ Gesagt, getan. Hat allerdings nur zu einer kurzen Annäherung geführt. Schade. So etwas finde ich ja toll (wenn’s klappt).
Nachdem diese Rabenmutter immer aggressiver ihrem Kälbchen gegenüber wurde und wir schon Angst hatten, dass sie es an der Stallwand zerquetschte, haben wir sie wieder in die Wiese entlassen. Sie war sichtlich froh darüber.
An melken war bei diesem ungestümen Tier natürlich nicht zu denken und so bekam der kleine Kerl auch nicht die eigentlich wichtige Biestmilch (Kolostrum). Das ist die erste Milch, die die Mutter bildet. Sie ist besonders gehaltvoll und wichtig für die Immunabwehr.
Biestmilch konnten wir nicht organisieren, dafür aber Milchpulver und so gab es dann irgendwann die erste Flasche …
… und die zweite und die dritte und …
Ostern im Stall halt.
Mit allen.
Es war nicht ungemütlich.
sorgt immer für Ordnung
nichts verpassen
Und irgendwie ist so ein Kuschelkalb auch Mal was Nettes. Wenn mein Mann den Stall verlässt, blökt es ganz herzzerreißend.
Mittlerweile trinkt unser Mäxchen sehr gut und noch macht uns das Füttern großen Spaß. Ich bin gespannt, wie es sich entwickelt – das Kalb und die Fütterei. Denn auf so einem lustigen Nebenerwerbs-Bauernhof, wie wir einen haben, ist die ganze Nummer ein krasser Zeitfresser. Auch finanziell ist es nicht wirklich attraktiv. Dafür sind wir auf jeden Fall um eine Erfahrung reicher 🙂
Ich werde euch auf dem Laufenden halten!
P.S. Heute gibt es Mal nur Handybilder. Aber so oder so werde ich wohl keine große Stallfotografin. Deshalb ist das Titelbild gemogelt. Das ist ein Kalb aus dem letzten Jahr.
Man kennt sie aus der Presse oder in echt jammernd, klagend über Schweinepreise, die Milch und was es sonst noch alles Bedauernswertes gibt.
Umgekehrt klagen die Presse und viele andere Menschen über die Landwirte: Massentierhalter, Bodenverseucher usw. Ein ungutes Verhältnis hat sich entwickelt. Eines was fast schon keines mehr ist. Man spricht nicht miteinander, sondern übereinander. Absurde Fronten haben sich gebildet (Wir haben es satt vs. Wir machen euch satt). Und warum?
Ja, warum eigentlich? Wie konnte das nur passieren?
Die Bauern haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht um ihr Image gekümmert und sich auf ihrem guten Ruf aus alten Zeiten ausgeruht.
Öffentlichkeitsarbeit zählte nicht zu ihren Aufgaben. Sie haben ja schließlich genug zu tun: wachsen oder weichen und so. Man denke an den Vergrößerungszwang um weitermachen zu können, die immer größeren Verwaltungsaufgaben, die ganze Technik, die beherrscht werde will. Was sollen sie denn noch alles machen?
Nun ist aber leider über die Zeit der Kontakt zu den Verbrauchern völlig flöten gegangen. Und das ist verheerend. Denn der Verbraucher hat sich auch entwickelt – in merkwürdiger Weise. Während es in der Landwirtschaft immer weniger, dafür immer größere, hoch technisierte moderne Höfe gibt, hält Otto Normalverbraucher mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit am alten Bilderbuch-Bauernhof fest. Kleiner Familienbetrieb im Vollerwerb mit vielen verschiedenen Tieren, alle immer draußen, gut verdienend, total entspannt – Idylle pur. So muss es ja sein, schließlich sind die Kinderbücher voll davon, jede Wurstpackung zeigt es und die Milchtüte beweist es auch.
Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde, aber ich halte das WIRKLICH für eine beachtliche Leistung. Das muss man erst mal schaffen: so viel ausblenden, sich so weit von der Realität entfernen – faszinierend.
Naja, aber den Bauern war‘s recht. Kann ja nicht schaden, so ein hübsches Bildchen. Und das war der Fehler: Das hat so richtig reingehauen. Jetzt prallen Welten aufeinander.
Der normale Nicht-Bauer hat keine Ahnung, kann die Größenordnungen nicht einschätzen, versteht nix mehr.
Ist er natürlich auch selber schuld. Was interessiert er sich auch so wenig für Lebensmittel. Die sind doch wichtig – zum Leben eben – da kann man doch mal informiert sein. Aber Fehlanzeige: Wo das ganze Zeug her kommt, weiß keiner mehr, die Frikadelle hat schon lange nichts mehr mit dem Schwein zu tun und wo um Himmelswillen wird denn nun die H-Milch abgezapft?
So, und wie sollen diese beiden Gruppen nun zusammen kommen? Ein Riesenprojekt! Die Einen, die haben keine Ahnung von der Materie, haben dafür aber ziemlich viele Wünsche (vor allem, was den Preis angeht) und die Anderen haben keinen Plan, wie sie ihr Wissen und ihr Tun vermitteln sollen (und viele sehen es noch nicht mal als ihre Aufgabe).
ABER (Achtung, jetzt kommen endlich Landwirt Otti und Co ins Spiel). Es gibt Sie, die, die es angehen das Riesenprojekt.
Einige Landwirte haben die Dringlichkeit von Öffentlichkeitsarbeit für sich erkannt.
Sie suchen den Kontakt zum Verbraucher. Sie haben verstanden, dass sie etwas an ihrem Image tun müssen. Sie müssen ihre Geschichten selber erzählen (und es gibt so viele schöne Geschichten in der Landwirtschaft 🙂 ), wenn sie es nicht tun, dann übernehmen das Andere und dann wird es nicht schön. Sie zeigen ihre Höfe, öffnen die Ställe und werden nicht müde z.B. zu erklären, dass die Kühe erst Kälber bekommen müssen, sonst ist mit Milch nicht viel los.
Ich ziehe den Hut vor diesen Bauern, denn das ist mitunter echt anstrengend, kostet Zeit und gibt (zumindest direkt) kein Geld. Im Zweifel kostet es: Stall-Schaufenster bauen, Besucherraum einrichten, Info Flyer drucken etc.
Aber sie machen es und sie machen es gut. Sie erzählen ihre Geschichten. Diese sind nicht nur schön und witzig und unterhaltsam, sondern auch wichtig, um gigantische Wissenslücken zu stopfen, um die Fremdheit etwas abzubauen. Nur so kann man wieder Näher zusammen kommen.
Die Ideen der Landwirte sind so unterschiedlich, wie die Landwirte selbst, aber alle leisten ihren Dienst auf diesem (noch langen) Weg.
Hier einige Beispiele:
Landwirt Otti twittert über seine Arbeit. So stieß er mit Foodwatch zusammen und lud sie kurzerhand zu sich auf den Hof ein.
Der Almthof hat die Öffentlichkeitsarbeit gleich zu einem zweiten Standbein erklärt und melkt seitdem immer unter Beisein zahlreicher Besucher.
Nachdem Arnd von Hugo vor dem Bau seiner Hähnchenmastanlage so viel Gegenwind erfahren musste, baute er direkt ein Stall-Schaufenster ein. Jetzt erklärt er ein Mal in der Woche Gruppen, was es mit der Hähnchenmast so auf sich hat.
Mittlerweile haben viele Landwirte Facebook für sich entdeckt. Nicht nur die einzelnen Höfe sind dort zu finden, sondern auch informative Seiten bei denen sich viele Bauern zusammengeschlossen haben und Rede und Antwort stehen, z.B. Bauernwiki – frag doch mal den Landwirt
Unter My KuhTube drehen Milchbauern kleine Filme über ihre Arbeit.
Es gibt auch tolle kleine Ideen vor Ort. So hat z.B. ein Bauer verschiedene WhatsApp Gruppen für seine Felder. Bevor er Gülle ausfährt, informiert er die jeweiligen Anwohner. Das hilft, wenn man nicht mehr der blöde Typ sein will, der macht dass es im Haus stinkt. Fenster können vorher geschlossen werden und vielleicht erklärt er bei der Gelegenheit gleich mit, warum das Ganze nötig ist und gar nicht so schlimm.
Ich weiß, es gibt auch die Anderen. Die, die im Jammern verharren, den Verbraucher nicht verstehen und sich selbst unverstanden fühlen (und wahrscheinlich auch noch mit dem Trecker zu schnell durchs Dorf fahren). Aber es gibt eben auch Landwirt Otti und Co 🙂
Ein guter Vorsatz für 2016 war mehr Ausflüge zu machen, mehr raus kommen. Diesen Samstag durfte der Mann entscheiden wo es hin geht …
Er: Unsere Tochter findet das bestimmt auch total spannend! Ich: Klar. Dreijährige interessieren sich brennend für Deckbullen – weiß man ja.
Naja, aber sie lassen sich für alles begeistern was der Papa toll findet (und bei der Mama klappt das meistens auch), also los.
Wir waren bei der Deckbullenauktion vom Fleischrinder-Herdbuch Bonn. Dort gab es also nur dicke schwere Bullen, die möglichst oft Vater werden sollen. Diese lieblichen Tiere kann man für ein kleines Vermögen ersteigern – Auktion eben.
Wir brauchen so ein Tier nicht. In unserem kleinen Betrieb kann der Herr gar nicht so viele Damen beglücken, dass wir das Geld für den Kauf wieder raus bekommen würden. Interessant ist es trotzdem. Auf der letzten Auktion waren einige unserer Rinder ohne uns da und wurden verkauft, denn auf Auktionen gibt es meist die besten Preise. Dieses Mal waren wir einfach nur so da, zum gucken – Ausflug eben.
Erst werden alle Bullen ein Mal durch den Ring geführt und vorgestellt. Der engagierte Herr am Mikro lässt sich dazu allerlei einfallen. Also, sahen wir gut strukturierte leistungssichere Bullen, die übrigens fast alle homozygot hornlos sind, d.h. genetisch hornlos. Machen somit nur hornlose Kinder. Wenn es beim Käufer nicht mit dem erwünschten Rindersegen klappen sollte, gibt es einen Versicherungsschutz – macht Sinn bei den Preisen. Und damit niemand durcheinander kommt und versehentlich den falschen Bullen ersteigert, haben alle Tiere eine Nummer am Po kleben.
Der schlaue Bauer macht sich währenddessen Notizen im Auktionsheft.
Die schlaue Bäuerin natürlich auch.
Danach gibt es eine kleine Mittagspause und dann startet die Auktion. Das Ganze ist also durchaus ausflugstauglich, obwohl ich vorher bedenken hatte. Vor einer gefühlten Ewigkeit haben mein Mann und ich nämlich auf solchen Auktionen gearbeitet (ich, zugegeben, nur ein Mal – meine anderen Jobs schienen mir irgendwie sicherer) und da ging es zwischenzeitlich ganz schön abenteuerlich zu. Ist ja verständlich, die Rinder werden erst dort hin gekarrt, kommen dann in einen Stall und müssen schließlich durch lange glatte Gänge raus in die Manege getrieben werden. Der totale Stress, da geht schon Mal ein Tier durch. Ich erinnere mich an einige Hechtsprünge. Wir haben uns dann schnell für die Arbeit an der Waage oder beim Auktionator gemeldet. Die Treiber haben wirklich meinen größten Respekt. Im Zuschauerraum sitzt man aber heute ganz sicher, wenn auch hart. (Wer gut vorbereitet ist, bringt sich ein Kissen mit.) Eine Mitarbeiterin, die schon damals da war, meinte: Früher war mehr Rodeo! Es werden also alle ruhiger …
Mein erster Artikel über ein Tier hat sich mit den Hühnern beschäftigt und ich habe gesagt: Ich mag Hühner! Für meinen Mann würde nun gelten: Ich mag Rinder! Das tut er wirklich.
Eine für mich nicht ganz nachvollziehbare Leidenschaft, finde ich diese Tiere in erster Linie – naja – groß. Aber er turnt sehr gerne zwischen ihnen herum, beobachtet sie, zählt sie, spricht über sie. (Nein, nicht mit ihnen. Soweit ist es dann doch noch nicht.) Und wenn ich ihn nachts wecke und einen Satz sage, der die Worte Kind und kotzt beinhaltet, sind seine Bewegungen eher schleppend. Sage ich aber irgendwas (noch so absurdes – ich habe das getestet), dass das Wort Rind beinhaltet, steht er direkt senkrecht im Bett.
Ja, die Rinder gefallen ihm wirklich gut.
Bauer Heinrich
Manchmal denke ich, wegen denen sind wir hier. Denn ohne Rinder wär es irgendwie keine richtige Landwirtschaft und das war es ja was er wollte. Nicht im Büro rum sitzen, sondern draußen sein, Tiere versorgen, Heu machen und so.
Bisher hat das auch ganz gut geklappt. Wir haben mittlerweile ca. 20 Tiere. Sie laufen auf einer riesigen Fläche in den Lippeauen. Naturschutzgebiet! Alles was das Rinderherz begehrt: genug zu fressen, viel Bewegung, leckere Kräuter, frisches Wasser, keine Menschen (außer dieser Typ da gelegentlich).
Von unserem Balkon aus, hat Mann die Herde meist ganz gut im Blick.
Gemolken wird nicht!
So und jetzt an alle Städter: Nein, wir melken die nicht! Das werde ich nämlich IMMER gefragt, wenn ich mal sage, dass wir Rinder haben. Manchen scheint es noch nicht aufgefallen zu sein, dass wir nicht nur Kuhmilch trinken, sondern auch Rindfleisch essen. Aber, wenn in Bilderbüchern die Kühe immer nur gemolken werden, kommt so etwas dabei rum.
Unsere sind übrigens braun und nicht lila. Sie heißen Limousin. Fleischrinder. Klingt grässlich, ist aber so. Diese Rasse ist sehr robust. Unsere Tiere laufen fast das ganze Jahr über draußen. Sie haben zwar die Möglichkeit rein zu gehen, aber in so milden Wintern, wie den letzten, interessiert sie der Stall herzlich wenig. Sie bekommen dann zusätzlich noch etwas Heu – aus eigener Produktion natürlich – und sind zufrieden.
Mutterkuhhaltung
Wir betreiben/ haben/ machen – da weiß ich nie das passende Wort – Mutterkuhhaltung. Das heißt, dass die Kälber nach der Geburt nicht der Mutter weggenommen werden, sondern so lange bei ihr bleiben, bis diese wieder ein neues Kalb bekommt. Dabei trinken die lieben Kleinen die ganze Milch der Mutter. Einmal im Jahr bekommen die Mutterkühe neue Kälber und auf diese Weise haben wir in den letzten Jahren erst einmal die Herde aufgestockt. Einen Bullen gibt es nämlich auch noch 😉
Wenn wir sie schon essen, dann wenigstens ganz.
Ab dem kommenden Jahr soll dann geschlachtet werden. Wie wir das genau aufziehen steht noch nicht ganz fest. Auf jeden Fall Direktvermarktung. Bis dahin müssen wir noch lernen, wo das Schnitzel genau sitzt und was da sonst noch so raus kommt aus so einem Tier. Wir wollen es schließlich ganz verkaufen und nicht nur das Filet. Filet ist nämlich ziemlich wenig dran. Was wäre das für eine Verschwendung. Ich denke, dass sind wir den Rindern schuldig: Wenn wir sie schon essen, dann wenigstens ganz!
P.S. Ich spreche übrigens immer von Rindern, dann bin ich auf der sicheren Seite 😉 Ansonsten gilt:
Für Besserwisser
Rind = Oberbegriff für alle männlichen und weiblichen Tiere
Bullen = geschlechtsreifes, männliches Rind
Ochse = kastriertes, männliches Rind
Färse = weibliches Rind, das noch kein Kalb bekommen hat
Kuh = weibliches Rind, nachdem es das erste Kalb bekommen hat
Mutterkuh = Kuh, die nicht gemolken wird, sondern mit ihrer Milch ihr Kalb großzieht
Kalb = männliches oder weibliches Rind bis zum Alter von sechs Monaten
Milchkuh = Kuh, die zur Milchproduktion gehalten wird