Oder: Er und unsere Rinder
Mein erster Artikel über ein Tier hat sich mit den Hühnern beschäftigt und ich habe gesagt: Ich mag Hühner! Für meinen Mann würde nun gelten: Ich mag Rinder! Das tut er wirklich.
Eine für mich nicht ganz nachvollziehbare Leidenschaft, finde ich diese Tiere in erster Linie – naja – groß. Aber er turnt sehr gerne zwischen ihnen herum, beobachtet sie, zählt sie, spricht über sie. (Nein, nicht mit ihnen. Soweit ist es dann doch noch nicht.) Und wenn ich ihn nachts wecke und einen Satz sage, der die Worte Kind und kotzt beinhaltet, sind seine Bewegungen eher schleppend. Sage ich aber irgendwas (noch so absurdes – ich habe das getestet), dass das Wort Rind beinhaltet, steht er direkt senkrecht im Bett.
Ja, die Rinder gefallen ihm wirklich gut.
Manchmal denke ich, wegen denen sind wir hier. Denn ohne Rinder wär es irgendwie keine richtige Landwirtschaft und das war es ja was er wollte. Nicht im Büro rum sitzen, sondern draußen sein, Tiere versorgen, Heu machen und so.
Bisher hat das auch ganz gut geklappt. Wir haben mittlerweile ca. 20 Tiere. Sie laufen auf einer riesigen Fläche in den Lippeauen. Naturschutzgebiet! Alles was das Rinderherz begehrt: genug zu fressen, viel Bewegung, leckere Kräuter, frisches Wasser, keine Menschen (außer dieser Typ da gelegentlich).
Gemolken wird nicht!
So und jetzt an alle Städter: Nein, wir melken die nicht! Das werde ich nämlich IMMER gefragt, wenn ich mal sage, dass wir Rinder haben. Manchen scheint es noch nicht aufgefallen zu sein, dass wir nicht nur Kuhmilch trinken, sondern auch Rindfleisch essen. Aber, wenn in Bilderbüchern die Kühe immer nur gemolken werden, kommt so etwas dabei rum.
Unsere sind übrigens braun und nicht lila. Sie heißen Limousin. Fleischrinder. Klingt grässlich, ist aber so. Diese Rasse ist sehr robust. Unsere Tiere laufen fast das ganze Jahr über draußen. Sie haben zwar die Möglichkeit rein zu gehen, aber in so milden Wintern, wie den letzten, interessiert sie der Stall herzlich wenig. Sie bekommen dann zusätzlich noch etwas Heu – aus eigener Produktion natürlich – und sind zufrieden.
Mutterkuhhaltung
Wir betreiben/ haben/ machen – da weiß ich nie das passende Wort – Mutterkuhhaltung. Das heißt, dass die Kälber nach der Geburt nicht der Mutter weggenommen werden, sondern so lange bei ihr bleiben, bis diese wieder ein neues Kalb bekommt. Dabei trinken die lieben Kleinen die ganze Milch der Mutter. Einmal im Jahr bekommen die Mutterkühe neue Kälber und auf diese Weise haben wir in den letzten Jahren erst einmal die Herde aufgestockt. Einen Bullen gibt es nämlich auch noch 😉
Wenn wir sie schon essen, dann wenigstens ganz.
Ab dem kommenden Jahr soll dann geschlachtet werden. Wie wir das genau aufziehen steht noch nicht ganz fest. Auf jeden Fall Direktvermarktung. Bis dahin müssen wir noch lernen, wo das Schnitzel genau sitzt und was da sonst noch so raus kommt aus so einem Tier. Wir wollen es schließlich ganz verkaufen und nicht nur das Filet. Filet ist nämlich ziemlich wenig dran. Was wäre das für eine Verschwendung. Ich denke, dass sind wir den Rindern schuldig: Wenn wir sie schon essen, dann wenigstens ganz!
P.S. Ich spreche übrigens immer von Rindern, dann bin ich auf der sicheren Seite 😉 Ansonsten gilt:
Für Besserwisser
- Rind = Oberbegriff für alle männlichen und weiblichen Tiere
- Bullen = geschlechtsreifes, männliches Rind
- Ochse = kastriertes, männliches Rind
- Färse = weibliches Rind, das noch kein Kalb bekommen hat
- Kuh = weibliches Rind, nachdem es das erste Kalb bekommen hat
- Mutterkuh = Kuh, die nicht gemolken wird, sondern mit ihrer Milch ihr Kalb großzieht
- Kalb = männliches oder weibliches Rind bis zum Alter von sechs Monaten
- Milchkuh = Kuh, die zur Milchproduktion gehalten wird