Hochwasser Lippe
Au(g)enblick mal !

Rolle rückwärts: Renaturierung

Endlich geht es weiter in der Reihe „Au(g)enblick mal!“.

Nun kommt die versprochene Rolle Rückwärts in die Gegenwart. Hier konntet ihr lesen, was in der Vergangenheit alles mit der Lippe gemacht wurde; wer, warum und wieso. Wer nicht lesen will, kann es jetzt auch hören. Au(g)enblick mal! Teil I als Audio:


Nun, im zweiten Teil, sind wir im Heute angekommen. Naja, nicht ganz. Genauer gesagt im Sommer 1996. Da war nämlich der Baubeginn der Renaturierung bei uns vor der Haustür, das heißt in der Klostermersch bei Lippstadt-Benninghausen. Hier startete das Pilotprojekt in NRW für Auenrenaturierung.
Bevor die Bagger kamen, musste das Land jedoch erst mal die Flächen an der Lippe zurück kaufen. Dann stellte sich die Frage, wie der ursprüngliche Zustand denn aussieht, in den man den Fluss zurück versetzten will. Selbst ältere Karten zeigten das nicht, denn so lange verändern die Menschen schon den Lauf. Fest stand, dass die normierte Lippe, mit fast überall gleichen Breiten, Tiefen und Ufern verändert werden soll. Der Fluss soll sich wieder selber seinen Weg durch die Landschaft suchen können und vielseitiger werden in seiner Gestaltung.
Hier bei uns war die Lippe 13m breit und 1-4m tief. Das Flussbett war im Vergleich zu 1885 um mindestens 2m eingetieft. Als Ziel setzte man sich nun eine Breite des Flussbettes von 45m und eine Anhebung der Sohle um rund 2m.

Wie schafft man das? Natürlich im Rückwärtsgang:

  • Uferbefestigung beseitigen
    • (Bis in die 70er Jahre hinein, wurde die Lippe sukzessive befestigt, erst mit Geflecht aus Weidenzweigen, später dann mit Steinschüttungen auf Kuststoffplanen.)
  • Verbreiterungsgraben buddeln, der eine Sohle hat, die 2m höher war als die der Lippe.
    • Der Mitteldamm wurde später abgetragen, der Sand wurde in das alte Lippebett gefüllt bis die passende Höhe erreicht wurde. (An einigen Stellen blieben Teile des Mitteldamms als Inseln stehen.)
  • Mehrere Bäume (ausgewachsene Pappeln und Ahörner) wurden in den Fluss gelegt, als Ersatz für natürlich umgestürzte Bäume.

Auch in den Auen wurde einiges verändert:

  • Man legte zahlreiche Blänke, Flutrinnen, Tümpel und Stillgewässer an.
  • Der Steinbach wurde aus dem Rohr ans Licht befördert und geschlängelt.

Nun ist der Fluss wieder im Fluss. Er kann sich entwickeln und verändern. Manchmal brechen Ufer ab oder an einigen Stellen bilden sich Sandablagerungen, die das Flussbett verengen. Das Flussbett ist vielschichtig und ganz unterschiedlich tief.

Fluss Lippe

 

Hochwasser ist jetzt möglich und gewünscht. In der Aue steht ca. 30 Tage im Jahr Wasser.

Hochwasser

 

Das ging natürlich nicht alles von heute auf morgen, aber nach gut 20 Jahren kann man die Früchte ernten und erkennen, wie gut diese Renaturierungsmaßnahme war und ist. Die Pflanzenwelt in und am Wasser kann sich ganz anders entfalten. Dadurch haben sich viele Tiere wieder angesiedelt, die ganz oder zum Teil verschwunden waren. Der Storch zum Beispiel. Es wurden aber auch bewusst Tiere in den Lippeauen angesiedelt: Auerochsen und Wildpferde, die für die ganzjährige Beweidung der Flächen zuständig sind. Zu diesen imposanten Tieren lest ihr dann beim nächsten Mal mehr.

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4 Comments

  • Reply Fjonka 14. Juni 2016 at 7:49

    Toll!
    Sehr spannender Bericht, dankeschön!

  • Reply Duve 15. Juni 2016 at 18:11

    Toll !

  • Reply Mareike 16. Juni 2016 at 18:35

    Ich lerne immer etwas dazu bei dir.

  • Reply Frei sein - statt frei haben - hofsafari.de 26. März 2017 at 19:20

    […] sind steigen wir ab und gehen auf Entdeckungstour. Hier ist es einfach fantastisch und durch die Renaturierungsmaßnahmen wieder ein Lebensraum für die unterschiedlichsten […]

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